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Medizin

Studie: Neuroaxonale Schäden durch COVID-19 auch bei leichteren Verläufen

Mittwoch, 15. Juli 2020

/7activestudio, stock.adobe.com

Regensburg – Viele SARS-CoV-2-Infizierte berichten von neurologischen Beeinträch­tigungen wie Kopfschmerzen oder einem Verlust des Geruchssinns. Bei leichten bis mittelschweren Verläufen konnte jedoch bisher kein direkter Zusammenhang zu COVID-19 nachgewiesen werden.

Eine neue Studie liefert nun erstmals Hinweise auf eine direkte Beeinträchtigung des zentralen Nervensystems, wie Regensburger Wissenschaftler im Journal of Neurology berichten (DOI: 10.1007/s00415-020-10050-y).

Die Mediziner der KUNO Klinik St. Hedwig in Regensburg untersuchten insgesamt 100 Studienteilnehmer, von denen 28 positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren. Alle positiv getesteten Patienten wiesen leichte bis mittelschwere Symptome auf und erholten sich innerhalb von 1 bis 3 Wochen von der Erkrankung. Sie klagten über keine oder nur geringe neurologische Beeinträchtigungen.

Als Biomarker für eventuelle neurologische Schäden verwendeten die Forscher um Studienleiter Sven Wellmann, Chefarzt für Neonatologie an der KUNO Klinik St. Hedwig und Professor am Lehrstuhl für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg, den Blutspiegel an Neurofilament. Dieses Zytoskelettprotein ist ein Marker für neuro­axonale Schäden und wird seit Kurzem unter anderem bei diversen neurodegenerativen Erkrankungen in der Diagnostik und Therapiesteuerung eingesetzt.

Gemessen wurde genau genommen die leichte Kette von Neurofilament (NfL) im Serum mithilfe eines digitalen Immunoassays. Die erste Messung erfolgte im Mittel 23 Tage und die zweite 58 Tage nach Krankheitsbeginn. Die Untersuchung zeigte, dass die NfL-Konzentration unter Berücksichtigung des Alters und des Geschlechts bei COVID-19-Patienten signifikant höher war als bei den nicht erkrankten Kontrollpersonen.

Langzeitfolgen von COVID-19 im Auge behalten

Die Mediziner leiten daraus ab, dass SARS-CoV-2 wahrscheinlich nicht nur das respiratorische System angreift, sondern auch neuroaxonale Schäden verursacht.

„Deshalb ist es so wichtig, genau zu beobachten, welche neurologischen Langzeitfolgen nach einer COVID-19-Infektion bestehen bleiben können“, so Wellmann.

Die Ergebnisse ihrer Untersuchung veröffentlichten die Frankfurter Mediziner am 8. Juli in einem Letter to the Editors im Journal of Neurology. Sie bestätigen die Resultate einer kürzlich online in Neurology erschienenen Studie, die ebenfalls neurochemische Hinweise auf neurologische Schäden sowie Gliaaktivierung gefunden hatte, allerdings bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer COVID-19-Erkrankung. © nec/aerzteblatt.de

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