Ärzteschaft
Krankenkassen wollen Nullrunde: Honorarverhandlungen geplatzt
Mittwoch, 12. August 2020
Berlin – Die Honorarverhandlungen zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem GKV-Spitzenverband für die Honorare des kommenden Jahres sind fürs Erste geplatzt. Die KBV hat heute direkt den Erweiterten Bewertungsausschuss angerufen.
Im Mittelpunkt stand heute die Weiterentwicklung des Orientierungswertes, auf dessen Grundlage die Preise für alle vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Leistungen berechnet werden.
„Auf den Vorschlag der KBV, den Orientierungswert um drei Prozent anzupassen, ging die Kassenseite überhaupt nicht ein, sondern wollte ihrerseits auf eine Nullrunde hinaus“, sagte KBV-Chef Andreas Gassen. Das sei „kein Verhandlungsangebot, um eine Einigung zu erzielen, das ist ein Affront“.
Die außergewöhnlichen Leistungen der niedergelassenen Kollegen während der Coronahochphase der vergangenen Monate spielten offenbar keine Rolle mehr, sagte KBV-Vize Stephan Hofmeister.
Er wies darauf hin, dass sechs von sieben COVID-19-Patienten ambulant behandelt worden seien. „Das war für die Patienten gut und sparte den Krankenkassen nebenbei Geld, da die Krankenhäuser deutlich entlastet wurden.“
Erst heute hatten Halbjahreszahlen der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) gezeigt, dass die AOKen einen deutlichen Überschuss erzielt hatten. Ursache sei ein bisher noch nie da gewesener Einbruch bei der Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen nach Beginn der Pandemie, hieß es.
So seien im Frühjahr praktisch alle planbaren Operationen in den Krankenhäusern verschoben worden, um Intensivbetten für Patienten frei zu halten. Aus Angst vor einer Ansteckung hätten zudem viele Versicherte den Besuch beim Arzt oder beim Therapeuten vermieden.
„Nach konstruktiven und gemeinschaftlich getroffenen Entscheidungen zur Verbesserung der Patientenversorgung während der Hochphase der Coronapandemie, geriert sich der GKV-Spitzenverband nun als knallharter Schatzhüter der Kassenfinanzen“, lautete das Fazit des KBV-Vorstands.
Der GKV-Spitzenverband (GKV-SV) signalisierte weiter Gesprächsbereitschaft. „Dass bei dem ersten Treffen zu der Honorarentwicklung der Ärzte im Jahr 2021 der Vorschlag der KBV von uns nicht einfach abgenickt wurde, ist eigentlich keine Überraschung“, sagte GKV-SV-Sprecher Florian Lanz. Er bezeichnete die Reaktion der KBV darauf als „etwas eigentümlich“.
Lanz wies darauf hin, dass es im Übrigen nicht darum gehe, ob die Krankenkassen durch die Pandemie an der einen oder anderen Stelle mehr oder weniger ausgegeben hätten. Es gehe „um die faire Finanzierung der ambulanten Versorgung“, sagte er. © may/EB/aerzteblatt.de

Was ist eigentlich "eigentümlich" an diesen Verhandlungen?

Nachrichten zum Thema



Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.