Medizin
COVID-19 erwischte New York schlimmer als die Spanische Grippe
Freitag, 14. August 2020
Boston – In der US-Metropole New York ist es während der ersten Erkrankungswelle von COVID-19 im Frühjahr zu einem stärkeren relativen Anstieg der Todesfälle gekommen als während der Spanischen Grippe von 1918. Dies geht aus einem Vergleich in JAMA Network Open (2020; 3: e2017527) hervor.
In den 61 Tagen zwischen dem 11. März und dem 11. Mai diesen Jahres sind – auf dem Höhepunkt der ersten Welle von COVID-19 – in New York City 33.465 der 8,28 Millionen Einwohner gestorben. Dies ergibt eine Mortalität von 202,08 Todesfällen pro 100.000 Personenmonate.
Nach den Recherchen von Jeremy Faust vom Brigham and Women’s Hospital in Boston starben während der ersten Welle 4,15 mal so viele Menschen wie in gleich langen Zeitabschnitten in den Jahren 2017 bis 2019.
Auf dem Höhepunkt des H1N1-Influenza-Ausbruchs von Oktober bis November 1918 (ebenfalls 61 Tage) sind in New York City 31.589 der damals 5,5 Millionen Einwohner gestorben.
Dies ergibt eine Mortalität von 287,17 Todesfälle auf 100.000 Personenmonate. Sie war damit 2,80 mal so hoch wie in gleichen Zeitabschnitten in den Jahren 1914 bis 1917.
Dies bedeutet zum einen, dass während der Spanischen Grippe in New York (bezogen auf die damalige Bevölkerung) mehr Menschen gestorben sind als 2020 in der ersten Welle von COVID-19 (287,17 versus 202,08 Todesfälle pro 100.000 Personenmonate).
Der Anstieg der Mortalität im Vergleich zu den Vorjahren fiel jedoch im Herbst 1918 niedriger aus als im Frühjahr 2020 (2,80-fach versus 4,15-fach). Faust ermittelt hier eine relative Rate für den Anstieg der Mortalität von 0,70 (0,69 bis 0,72).
Der relativ stärkere Anstieg der Mortalität erklärt sich aus einer geringeren Hintergrundmortalität. In New York sterben aufgrund der höheren Lebenserwartung heute in einem bestimmten Zeitraum weniger Menschen als vor einem Jahrhundert. © rme/aerzteblatt.de

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