Ärzteschaft
Psychotherapeutenkammer fordert Schutzkonzepte für psychische Gesundheit
Montag, 17. August 2020
Berlin – Die erste Welle der Coronapandemie hatte massive soziale und psychische Konsequenzen. Vor allem die Kontakt- und Ausgangssperren und deren Folgen hätten viele Menschen überfordert, darauf weist die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) hin. Die BPtK fordert deshalb zusätzliche Schutzkonzepte bei einer zweiten Coronawelle für besonders gefährdete Menschen.
„Menschen brauchen Kontakt und Nähe. Beides sind wesentliche Ressourcen, auch große Belastungen zu ertragen“, erklärte BPtK-Präsident Dietrich Munz. Bei einer zweiten Coronawelle könnten diese Schutzfaktoren aber erheblich an Wirkung verlieren.
Je länger Krisen, Konflikte und lebensgefährdende Ereignisse dauerten, desto eher seien die psychischen Widerstands- und Regenerationskräfte überfordert und es könne zu psychischen Erkrankungen kommen.
Bei einer möglichen zweiten Coronawelle müsse deshalb stärker auf die elementaren Bedürfnisse nach Kontakt, insbesondere von Kindern und Jugendlichen aber auch von Pflegebedürftigen, Rücksicht genommen werden.
Basierend auf einem ersten Resümee der vorliegenden Forschungsergebnisse zu den Folgen der Coronapandemie auf die psychische Gesundheit stellt die BPtK mehrere Forderungen auf.
So müssten für gefährdete und erkrankte Menschen bessere Informations- und Beratungsangebote etabliert werden. Dafür seien Internetangebote wichtig, aber auch persönliche telefonische Beratung. Psychotherapeuten müsse die telefonische Beratung und Behandlung von Patienten aller Altersgruppen ermöglicht werden, um Hilfsbedürftige erreichen zu können.
Über das reine Home-Schooling hinaus müsse bei einer zweiten Welle ein Betreuungs- und Kontaktangebot geschaffen werden, das Kindern und Jugendlichen in stabilen kleinen Gruppen persönliche Nähe und Austausch ermöglicht.
In der ambulanten und stationären Altenpflege müsse laut BPtK eine totale Isolierung vermieden werden. Dafür bedürfe es eines Präventionskonzeptes, das mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) zu entwickeln ist. Auch Besuchsräume, feste Gruppen und ausreichend Zeit, um demenzkranken Pflegebedürftigen Veränderungen zu erklären und sie einzuüben, müssten zum Standard gemacht werden.
Zudem sollen aus Sicht der Kammer Empfehlungen zur individuellen Prävention psychischer Belastungen zum Allgemeinwissen gehören. Dazu sei das öffentliche Bewusstsein durch die Gesundheitspolitik „sehr viel stärker als bisher“ zu fördern. © aha/aerzteblatt.de

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