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Politik

MDS bemängelt Aufklärung von Patienten über Corona-Anti­körpertests

Dienstag, 25. August 2020

/ricka_kinamoto, stock.adobe.com

Berlin – Patienten werden in Arztpraxen oft nur unzureichend über die Bedeutung und Aussagekraft eines Antikörpertests auf SARS-CoV-2 aufgeklärt. Zu diesem Schluss kommt der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) auf der Basis einer heute präsentierten Versichertenbefragung.

In einer stichprobenartigen Recherche des MDS von 50 ärztlichen Praxen Ende Juli 2020 boten mehr als die Hälfte der Praxen auf ihren Webseiten SARS-CoV-2-Antikörpertests an.

Immerhin sechs Prozent der 6.854 befragten Versicherten gaben an, nach einem Anti­kör­pertest selbst gefragt zu haben, oder er ist ihnen in der Arztpraxis angeboten worden – gut drei Prozent der Befragten ließen einen Antikörpertest durchführen.

Drei von zehn Patienten wurden laut Befragung über die bestehenden Ungenauigkeiten der Tests gar nicht informiert, knapp die Hälfte erfuhr nach eigener Auskunft nichts über die Möglichkeit falsch positiver Ergebnisse. Ein Viertel der Befragten erhielt keine Infor­ma­tionen, ob ein positives Testergebnis auf eine Immunität hinweist und wie lange diese Immunität möglicherweise anhält.

Wie der MDS betont, bedeute ein positiver Antikörpertest nicht zwingend, dass eine SARS-CoV-2-Infektion vorlag. 37 vom Team des IGeL-Monitors zu Rate gezogene Studien und sieben Übersichtsarbeiten seien insgesamt zu dem Schluss gekommen, dass die Tests vor allem hinsichtlich falsch positiver Ergebnisse kritisch zu sehen sind. Die Frage einer aus dem Vorliegen von Antikörpern resultierenden Immunität sei wissenschaftlich zudem noch nicht geklärt.

Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte bereits mehrfach darauf hinge­wiesen, dass Aussagen zu einer bestehenden Immunität aus den Untersuchungsergeb­niss­en gegenwärtig noch nicht sicher abzuleiten sind.

Es sei „unerlässlich“, dass sich die anbietenden Ärzte damit tiefergehend auseinanderset­zen und die Patienten umfassend informieren, betonte Michaela Eikermann, Leiterin des Bereichs „Evidenzbasierte Medizin“ des MDS. Wer trotz aller Unsicherheiten einen Anti­kör­pertest machen lassen möchte, müsse wissen, wie ein positives oder negatives Ergeb­nis zu interpretieren sei.

Wichtig sei vor allem, darüber zu informieren, dass aufgrund der vielen Unsicherheiten die vielleicht erhoffte persönliche Lockerung der Corona-bedingten Einschränkungen auch aus einem positiven Testergebnis nicht abgeleitet werden kann. Bei lückenhafter Information bestehe die Gefahr, dass sich die Patienten in falscher Sicherheit wiegen und deshalb Abstands- und Hygieneregeln missachten könnten.

Für den aktuellen IGeL-Monitor befragte der MDS zudem 2.300 Versicherte zu anderen Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL). „Für den Verkauf von Selbstzahlerleistungen gelten verbindliche Regeln“, erklärte MDS-Geschäftsführer Peter Pick.

Der IGeL-Markt bewege sich aber kontinuierlich im gleichen Fahrwasser – bei den be­kannten Mängeln bezüglich Information und Aufklärung habe sich wenig verbessert. Pick appellierte an die Ärzteschaft, sich durchgängig an die Regeln für den Verkauf von IGeL-Leistungen zu halten. © aha/aerzteblatt.de

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