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Medizin

Kein Anstieg der Diabetes-1-Inzidenz während der Coronapandemie

Dienstag, 25. August 2020

/rkris, stock.adobe.com

Ulm/München/Berlin – Die Coronapandemie hat die Neuerkrankungsrate an Diabetes Typ 1 bislang nicht in die Höhe getrieben. Das berichten Wissenschaftler um Reinhard Holl, Leiter der Arbeitsgruppe Computergestütztes Qualitätsmanagement in der Medizin im Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie der Universität Ulm, in der Zeit­schrift Diabetes Care (DOI: 10.2337/dc20-1633).

Während der Pandemie waren Kinder und Jugendliche laut den Forschern zwei Risikofak­toren ausgesetzt, die einen Diabetes mellitus Typ 1 begünstigen können: psychischem Stress durch die sozialen Auswirkungen des Lockdowns und dem potenziellen Infekt mit dem Coronavirus SARS-CoV-2. Gleichzeitig sank das allgemeine Infektionsrisiko während der Kontaktbeschränkungen erheblich, da sie eine Übertragung anderer Infekte erschwer­ten.

„Mit unserer Studie wollten wir einen ersten Einblick darüber erhalten, ob sich Stressfak­to­ren wie Kita- und Schulschließungen, Kontaktbeschränkungen, Home-Schooling und Familienkonflikte eventuell bereits früh auf die Erkrankungsrate des Typ-1-Diabetes der jungen Bevölkerung ausgewirkt haben könnte“, erklärte der Erstautor der Studie, Sascha Tittel.

Die Autoren griffen für ihre Untersuchung auf alle Neudiagnosen zwischen Mitte März und Mitte Mai 2020 aus 216 Diabeteszentren in Deutschland zurück. Dabei verglichen sie diese Zahl mit den Neuerkrankungsraten jeweils für diese Monate in den Jahren 2011 bis 2019.

„Über die Jahre zeigte sich insgesamt, wie erwartet, eine stetig steigende jährliche Er­kran­kungsrate“, so Holl. Während im März-Mai-Intervall des vergangenen Jahres 503 Neu­er­krankungen registriert wurden, belaufen sich diese im gleichen Zeitraum für 2020 auf 531 Fälle. „Dies entspricht dem normalen jährlichen Anstieg. Daraus schließen wir, dass für die Zeit des Coronalockdowns keine höhere Inzidenz vorliegt“, sagte er.

„Es ist erfreulich, dass durch die Extremsituation offenbar keine gehäuften Diabetesfälle bei Kindern und Jugendlichen aufgetreten sind“, kommentierte Andreas Neu, Vizepräsi­dent der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), diese Ergebnisse.

Er wies aber daraufhin, dass psychischer Stress nicht nur Diabetes verursachen könne, „er verschlechtert auch die Stoffwechsellage von Menschen mit Diabetes, kann zu Komplika­tionen führen und für Infektionen anfälliger machen“, warnte er. Insbesondere bei Kin­dern und Jugendlichen müsse daher vor allem in Krisenzeiten auf eine gute Blutzucker­einstellung geachtet werden, so der Vizepräsident der Fachgesellschaft. © hil/aerzteblatt.de

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