Ärzteschaft
Psychoonkologische Maßnahmen in S3-Leitlinie zum Peniskarzinom aufgenommen
Mittwoch, 26. August 2020
Berlin – Im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie ist eine S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Peniskarzinoms erschienen. Sie soll die Versorgung von Betroffenen in frühen und späteren Erkrankungsstadien optimieren und eine verbesserte Lebensqualität ermöglichen. Die Leitlinienautoren um Oliver Hakenberg von der Universitätsmedizin Rostock haben dazu auch psychoonkologische Maßnahmen in die Leitlinie aufgenommen.
Die Erkrankung beeinflusst die Lebensqualität und Sexualität der Betroffenen. Bereits mit Diagnosestellung sollten Ärzte die Patienten darüber aufklären: „Dazu gehört, die Patienten über fertilitätserhaltende Maßnahmen, aber auch über soziale, finanzielle und psychoonkologische Unterstützung zu informieren“, sagte Hakenberg.
Das Peniskarzinom gehört zu den seltenen Tumorerkrankungen. Laut dem Robert-Koch-Institut sind in Deutschland im Jahr 2014 insgesamt 950 Männern neu daran erkrankt. Im gleichen Jahr verstarben 197 Betroffene an einem Peniskarzinom. Zu den Risikofaktoren zählen unter anderem HPV-Infektionen, Vorhautverengungen, eine lange Vorhaut sowie eine mangelhafte Genitalhygiene.
Die Leitlinienautoren geben Behandlungsempfehlungen zu verschiedenen Erkrankungsstadien: „Ist die Erkrankung noch nicht weit fortgeschritten, stehen die lokale Tumorkontrolle und der Organerhalt im Vordergrund“, sagte Hakenberg. Er weist daraufhin, dass sich selbst in einem frühen Erkrankungsstadium in den Leistenlymphknoten Mikrometastasen ansiedeln könnten.
Das metastasierte Peniskarzinom stellt laut der Leitlinie aufgrund der schlechten Prognose und der begrenzten Studiendaten eine besondere Herausforderung dar. „Bei einer fortgeschrittenen Erkrankung und auch im Falle einer multimodalen Therapie sollte in jedem Fall ein interdisziplinäres Tumorboard zur Therapieentscheidung herangezogen werden“, so Hakenberg.
An der neuen Leitlinie haben 22 Fachgesellschaften und Organisationen aus Deutschland, Österreich sowie der Schweiz mitgearbeitet. Die Federführung lag bei der Deutschen Gesellschaft für Urologie. Eine Patientenleitlinie mit laienverständlichen Inhalten ist laut Fachgesellschaft in Arbeit.
Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Krebshilfe tragen das Leitlinienprogramm Onkologie. Es umfasst mittlerweile 28 S3-Leitlinien. © hil/aerzteblatt.de

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