Ausland
Putin verteidigt frühe Zulassung von russischem Coronaimpfstoff
Freitag, 28. August 2020
Moskau – Kremlchef Wladimir Putin hat die frühe Zulassung des weltweit ersten Impfstoffes gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 verteidigt. „Wir haben das in strikter Übereinstimmung mit dem russischen Recht getan“, sagte der Präsident gestern in einem Interview mit dem Fernsehsender Rossija 1. „Die russischen Gesetze stimmen voll und ganz mit der weltweiten Praxis und den in anderen Ländern verabschiedeten Vorschriften überein.“
Der russische Impfstoff mit dem Namen „Sputnik-V“ wurde vor gut zwei Wochen für eine breite Anwendung in der Bevölkerung zugelassen. Die Genehmigung erfolgte vor dem Vorliegen der Ergebnisse sogenannter Phase-III-Studien. Dieses Vorgehen hatte international viel Kritik ausgelöst.
Klinische Studien an Tieren und Freiwilligen hätten gezeigt, dass das Vakzin „eine beständige Immunität“ bilde, sagte Putin. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte gemahnt, jeder Impfstoff müsse den gleichen klinischen Studien unterzogen werden. Die Organisation führt nach eigenen Angaben Gespräche mit Russland.
Auch eine der beiden Töchter von Putin hat sich impfen lassen. „Meiner Tochter geht es gut“, sagte der Kremlchef. Sie habe sich freiwillig gemeldet. „Ihre Temperatur betrug am ersten Tag 38,4 Grad, am zweiten Tag etwas mehr als 37 – und das war's.“
Mittlerweile haben viele Länder Interesse an dem russischen Impfstoff gezeigt. Neben der Produktion sollen auch weitere Tests laufen. Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin sucht dafür seit Mittwoch 40.000 Freiwillige in Europas größter Metropole.
Putin kündigte zugleich einen zweiten Impfstoff gegen Corona für September an. „Daran arbeitet ein berühmtes Institut in Nowosibirsk“, sagte er. Das Gesundheitsministerium hatte nach früheren Angaben mitgeteilt, dass weitere Vakzinen in der Testphase seien.
In Russland sind nach offiziellen Angaben mehr als 792.000 Coronainfektionen bekannt geworden. Etwa 16.800 Menschen starben mit dem Virus. Jeden Tag kommen mehr als 4.000 neue Fälle hinzu. © dpa/aerzteblatt.de

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