Medizin
Canagliflozin: FDA streicht umrahmten Warnhinweis zu Amputationen
Mittwoch, 16. September 2020
Silver Spring/Maryland – Das Risiko von Amputationen ist unter der Behandlung mit dem SGLT2-Inhibitor Canagliflozin nicht so hoch wie bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt die US-Arzneimittelbehörde FDA in einer neuen Bewertung des Antidiabetikums.
Canagliflozin wurde 2013 als erster Vertreter der SGLT2-Inhibitoren zugelassen, die den Blutzucker senken, indem sie die renale Ausscheidung von Glukose fördern. Wie inzwischen üblich, wurde die Zulassung an die Durchführung einer sogenannten Endpunktstudie geknüpft, die die langfristigen Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-Risiko untersuchen sollte.
Die 2017 veröffentlichten Ergebnisse von CANVAS und CANVAS-R mit 10.142 Patienten zeigten, dass Canagliflozin die Zahl von Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herz-Kreislauf-Tod (MACE) senkt.
In den Studien kam jedoch auch heraus, dass unter der Behandlung mit Canagliflozin bei doppelt so vielen Patienten eine Amputation von Bein oder Fuß durchgeführt wurde als in der Placebogruppe (7 gegenüber 3 pro 1.000 Patientenjahren unter Placebo). Dieses überraschende Ergebnis veranlasste die FDA noch im gleichen Jahr zu einem umrahmten Warnhinweis.
Inzwischen hat der Hersteller weitere Studien durchgeführt. Sie haben im Jahr 2018 in den USA zu Erweiterungen der Indikation auf Patienten mit Typ-2-Diabetes mit kardialen Vorerkrankungen geführt. Canagliflozin hatte in den Studien zu einer Senkung der MACE geführt.
Im Jahr 2019 folgte eine Erweiterung der Indikation auf Patienten mit Typ-2-Diabetes und diabetischer Nierenerkrankung. Canagliflozin kann hier das Fortschreiten der Niereninsuffizienz verlangsamen und die Zahl der kardialen Todesfälle und der Hospitalisierungen wegen einer Herzinsuffizienz senken.
Die Studien haben laut der FDA nicht nur auf einen größeren Nutzen von Canagliflozin hingewiesen. Es habe sich auch gezeigt, dass das Risiko von Amputationen unter der Behandlung mit Canagliflozin geringer sei als bisher angenommen. Die FDA sieht sich deshalb veranlasst, den umrahmten Warnhinweis zu streichen.
Zahlen zum neu bewerteten Risiko werden jedoch nicht genannt. Statt des Warnhinweises soll in den Fachinformationen jetzt verstärkt auf die Gefahr von Amputationen hingewiesen werden, die sich aus der Grunderkrankung ergeben.
Ärzte und Patienten sollen auf die Bedeutung einer vorbeugenden Fußpflege hingewiesen und aufgefordert werden, auf die bekannten Warnzeichen wie Schmerzen, Druckempfindlichkeit, Wunden, Geschwüre und Infektionen in Beinen und Füßen zu achten. © rme/aerzteblatt.de
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