Vermischtes
Fußballbundesliga: Leipzig will 8.500 Zuschauer zulassen
Mittwoch, 2. September 2020
Berlin – Trotz der Pandemie planen mehrere Fußballbundesligisten den Saisonstart mit konkreten Konzepten vor Zuschauern. RB Leipzig darf nach der Freigabe durch die Stadt zum Bundesligaauftakt am 20. September gegen den FSV Mainz 05 bis zu 8.500 Zuschauer zulassen.
Oberbürgermeister Burkhard Jung verspricht sich davon „ein Stück Normalität“. Zwar sei sich die Stadt bewusst, „dass die Pandemie noch lange nicht besiegt ist“. Aber dort, wo es geht, müssten Menschen – unter strengen Auflagen – auch erlaubt sein, ihren Alltag zurückzubekommen. Ähnliche Überlegungen gibt es bei anderen Clubs für den DFB-Pokal.
Mainz möchte die Erstrundenpartie am 11. September gegen den TSV Havelse vor wenigstens einigen Zuschauern austragen. Der Verein habe auf Basis des Leitfadens der Deutschen Fußball Liga ein Konzept „für eine verantwortungsvolle stufenweise Rückkehr von Fans zu unseren Spielen erarbeitet“, sagte Vorstandschef Stefan Hofmann.
Vom zuständigen Gesundheitsamt Mainz-Bingen kam allerdings zunächst eine Absage. „Wir würden Stand jetzt bis mindestens Ende Oktober keine weiteren Zuschauer genehmigen“, sagte ein Sprecher den Zeitungen der VRM-Gruppe. Das würde sich erst mit neuen Vorgaben auf Bundes- und Landesebene ändern.
Die Absprache mit den jeweiligen Gesundheitsbehörden ist für die Clubs zwingend. In Leipzig sind unter anderem eine Maskenpflicht für die Zuschauer sowie strenge Abstandsregeln die Bedingungen. Der Abstand soll unter anderem mit einer Clusterbildung der Fans erreicht werden, bei der zwischen kleinen Zuschauergruppen ausreichend Platz gelassen werden muss.
Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erhofft sich eine Signalwirkung. „Solange wir mit der Zuschauerzahl im einstelligen Tausenderbereich bleiben, ist das im Freiluftbereich aus meiner Sicht kein großes Risiko“, sagte er der WAZ.
Leipzig verschaffe sich „natürlich einen kleinen Wettbewerbsvorteil“. Aber den muss man in Kauf nehmen, wenn man möchte, dass sich – immer auf Basis des jeweiligen Infektionsgeschehens und eines durchdachten, verantwortungsbewussten Konzeptes – etwas bewegt“.
Die Karten für das RB-Spiel werden unter Dauerkarten-Inhabern verlost und nicht in den freien Verkauf kommen. Wer ein Ticket möchte, muss seinen Wohnsitz zudem in Sachsen haben.
Genehmigung hängt vom Infektionsgeschehen ab
Die Genehmigung der Gesundheitsbehörde ist zudem abhängig vom Infektionsgeschehen in Leipzig und kann bei negativer Entwicklung wieder entzogen werden. RB hatte bereits vor Wochen ein Hygienekonzept vorgelegt, das von der Behörde genehmigt worden war. Damals hatte man auf knapp 20.000 Fans gehofft, nun sind es 8.500.
Mit deutlich weniger Fans plant der Karlsruher SC. Beim Pokalspiel gegen Union Berlin am 12. September sollen rund 450 Zuschauer ins Stadion kommen. Darunter sollen laut Angaben des Clubs 150 Businessgäste und 300 weitere Zuschauer sein, unter denen die Tickets wohl verlost werden. Bei den Spielen der 2. Bundesliga will der Club genauso vorgehen.
Das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes hatte vorgestern die Durchführungsbestimmungen zur Spielordnung ergänzt und so den Weg für mögliche Spiele mit Zuschauern freigemacht. Der Beschluss betrifft die Partien des DFB-Pokals, der 3. Liga und der Frauen-Bundesliga.
Die 36 in der DFL organisierten Profi-Vereine der Bundesliga und 2. Bundesliga konferieren heute. „Das Konzept von RB Leipzig hat offensichtlich überzeugt“, teilte die Dachorganisation via Twitter mit und bekräftigte die Bereitschaft, „mit der Politik verbindliche Gespräche über abgestimmte Lösungen auf Bundesebene zu führen“.
DFL-Geschäftsführer Christian Seifert fordert heute von der Politik eine objektive Bewertung von Fußballspielen mit Zuschauern. „Man sollte die Bundesliga fair behandeln und nicht nur mit Blick auf eine mögliche Signalwirkung. Es geht nicht nur um Zeichen, sondern auch um Strategie“, sagte er in einem Interview der Sport Bild.
Es sei falsch, angesichts der steigenden Infektionszahlen in Deutschland über volle Stadien zu diskutieren, das habe die Deutsche Fußball Liga aber auch nie gefordert, meinte Seifert. „Was aber nicht geht, dass Unternehmen, zu denen auch die Bundesliga gehört, in Mithaftung genommen werden, wenn sich Leute im privaten Bereich nicht an Hygieneregeln halten und meinen, sie müssen auf illegale Partys gehen“, sagte Seifert.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sprach sich heute für ein möglichst einheitliches Vorgehen aus. Er verstehe Entscheidungen aus einer lokalen Infektionslage heraus, sagte der CDU-Politiker in Berlin. Er fände es aber noch besser, wenn dies „bundesweit abgestimmt“ gemacht werde. Gerade für die Bundesliga mit einer bundesweiten Bedeutung sei ein möglichst einheitliches Vorgehen wünschenswert. Dies schaffe auch Akzeptanz.
Aufgrund der unterschiedlichen Handhabung in den Ländern birgt das Thema Streitpotenzial. Während Baden-Württemberg etwa kleinere Sportevents mit 500 Zuschauern zulässt, sind in Berlin seit gestern 5.000 Menschen bei Veranstaltungen im Freien zulässig. Der 1. FC Union Berlin will am kommenden Samstag im Test gegen den 1. FC Nürnberg vor entsprechend vielen Fans antreten.
Eine noch größere Fan-Rückkehr soll es aber vor November nicht geben. Das hatten die Ministerpräsidenten gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der vergangenen Woche beschlossen. © dpa/aerzteblatt.de

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