Politik
Deutschland engagiert sich für eine bessere Versorgung von Krebspatienten in Europa
Donnerstag, 3. September 2020
Heidelberg – Trotz der Herausforderungen der COVID-19-Pandemie sind auch Krebserkrankungen in der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020 weiterhin ein hervorgehobenes Thema. Deutschland arbeite bezüglich der Versorgung von Patienten mit Krebs eng mit den anderen europäischen Ländern und der EU-Kommission zusammen, erklärte heute Thomas Gebhart in Heidelberg.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium wies beim vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Bundesgesundheitsministerium (BMG) gemeinsam veranstalteten internationalen Expertentreffen „Improving Cancer Care in Europe" darauf hin, dass derzeit noch mehr als 2,7 Millionen Menschen in der Europäischen Union jährlich an Krebs erkranken. Sie alle benötigten die bestmögliche Diagnostik und Therapie.
Um allerdings europäische Gleichberechtigung und Solidarität in der Krebsversorgung zu gewährleisten, müssten Behandlungsdaten europaweit geteilt werden. „Wir werden die deutsche EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um die Weichen für einen europäischen Gesundheitsdatenraum zu stellen“, betonte Gebhardt. Ein EU-weiter Zugang und Austausch von Daten erleichtere die Forschung und verbessere die Versorgung von EU-Bürgern.
„Im Kampf gegen Krebs müssen wir in Europa zusammenstehen", sagte er. Gemeinsames Ziel sei, den europäischen Aktionsplan zur Krebsbekämpfung, der im Herbst verabschiedet werden soll, zum Erfolg zu führen.
Krebsbekämpfung gemeinsame Sache
Die Bedeutung einer engen europäischen Zusammenarbeit im Kampf gegen den Krebs, betonten auch die Vertreter der beiden Partnerländer der derzeitigen EU-Triopräsidentschaft, Portugal und Slowenien. António Lacerda Sales, Staatssekretär im portugiesischen Gesundheitsministerium, sowie seine slowenische Amtskollegin Tina Bregant.
Sie wiesen in ihren Videobotschaften darauf hin, dass heute noch erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen EU-Staaten bei der Versorgung von Krebspatienten bestehen. Menschen in allen EU-Staaten müssten jedoch im gleichen Maße Zugang zu innovativen Diagnose- und Therapiemethoden erhalten. Tragfähige Netzwerke und europäische Partnerschaftsmodelle könnten aus ihrer Sicht ein wichtiger Schritt sein, um für Krebspatienten in ganz Europa einheitliche Versorgungsstandards zu etablieren.
Der Vizepräsident der EU-Kommission, Margaritis Schinas, versicherte heute in seiner Videobotschaft, dass der Kampf gegen Krebs auch weiterhin zu den Prioritäten der EU-Kommission gehöre. Zwar sei der Prozess durch die Pandemie unterbrochen worden, die Ziele blieben aber unverändert: gleiche Überlebenschancen für alle Europäer mit Krebs, eine durch Datenaustausch intensivierte Forschung sowie eine verbesserte Versorgung von der Prävention bis zur Nachsorge in allen europäischen Staaten.
Große Krebszentren mit überregionalem Einzugsbereich, sogenannte Comprehensive Cancer Center, könnten dabei helfen, eine hochqualitative Versorgung von Krebspatienten auch in bislang unterversorgte Regionen zu bringen. Über diese könnten sich auch Forscher austauschen und Zugang zu einer ausreichend großen Gruppe von Patienten bekommen.
Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ, würdigte heute das große Engagement der EU-Kommission im Kampf gegen den Krebs und bot die Expertise der Wissenschaft an. „Die European Academy of Cancer Sciences hat gemeinsam mit Patientenvertretern Empfehlungen erarbeitet, um die Kommission bei diesem ehrgeizigen und wichtigen Vorhaben zu unterstützen“, sagte er.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum begrüße die Initiative der Kommission voll und ganz: „Um spürbare Erfolge im Kampf gegen die Volkskrankheit Krebs zu erreichen, muss Europa die Kräfte bündeln – in der Forschung ebenso wie beim Aufbau innovativer kooperativer Strukturen zur Versorgung der Patientinnen und Patienten.“ Noch gebe es deutliche Unterschiede bei der Versorgung von Krebspatienten in der EU. „Wir müssen unsere Anstrengungen erhöhen.“
Ärzte und Forscher betonten beim heutigen Expertentreffen in Heidelberg, dass Krebs eine extrem heterogene Erkrankung sei, selbst die gleiche Krebsart unterscheide sich von Patient zu Patient. Das mache Forschungsprojekte oder klinische Studien zur Prüfung neuer Behandlungsansätze zunehmend schwierig. Nur durch einen effektiven europäischen Forschungs- und Datenraum lasse sich das Potential neuer Methoden erschließen, erklärte Olaf Witt, Direktor des Hopp-Kindertumorzentrums KiTZ am DKFZ und Koordinator des Inform-Registers.
Mit diesem lassen sich bei Kindern mit einem Rückfall nach einer Krebserkrankung molekulare Angriffsziele identifizieren, durch die sich neue Behandlungsmöglichkeiten erschließen lassen. Das Inform-Register als Beispiel der europäischen Zusammenarbeit in der Kinderonkologie zeige sich eindrucksvoll, was durch eine solche europäische Vernetzung für krebskranke Kinder erreicht werden kann, betonte Witt.
Viele Kinderonkologen konnten bereits Informationen für ihre Therapieentscheidungen heranziehen. Elf europäische Staaten, darunter nun auch Slowenien, arbeiten in dieser in Heidelberg initiierten Studie bereits zusammen. © ER/aerzteblatt.de

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