Medizin
Wann COVID-19 auch für junge Erwachsene tödlich enden kann
Montag, 14. September 2020
Boston – Eine morbide Adipositas, eine arterielle Hypertonie und ein Diabetes machen eine Infektion mit SARS-CoV-2 auch für jüngere Menschen zu einer tödlichen Gefahr. Dies gilt nach einer Untersuchung in JAMA Internal Medicine (2020; DOI: 10.1001/jamainternmed.2020.5313) vor allem, wenn die 3 Risikofaktoren gemeinsam auftreten.
Die meisten jüngeren Erwachsenen stecken eine Infektion mit SARS-CoV-2 gut weg. Meist bleibt es bei einer Erkältung, wenn die Infektion überhaupt bemerkt wird. Es gibt aber auch Fälle, in denen junge Menschen schwer erkranken und im Krankenhaus behandelt werden müssen.
Ein Team um Scott Solomon vom Brigham and Women’s Hospital in Boston hat die Daten von 3.222 Erwachsenen im Alter von 18 bis 34 Jahren ausgewertet, die wegen COVID-19 stationär behandelt wurden: Jeder fünfte musste auf die Intensivstation verlegt werden, jeder zehnte benötigte eine mechanische Beatmung. Insgesamt 88 Patienten (2,7 %) starben trotz ihres jungen Alters an COVID-19.
Auffällig ist, dass 1/3 (36,8 %) der jungen Patienten adipös war. Jeder vierte hatte mit einem Body-Mass-Index von 40 oder mehr sogar eine morbide Adipositas. Trotz des jungen Alters hatten 18,2 % bereits einen Diabetes und 16,1 % eine arterielle Hypertonie.
Diese 3 Risikofaktoren hatten einen wesentlichen Einfluss auf die Prognose der Erkrankung. Insgesamt 41 % der Patienten, die mechanisch beatmet wurden oder an COVID-19 starben, hatten eine morbide Adipositas. Solomon ermittelt eine adjustierte Odds Ratio) von 2,30, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,77 bis 2,98 signifikant war.
Für die Hypertonie betrug die adjustierte Odds Ratio 2,36 (1,79 bis 3,12). Ein Typ-2-Diabetes erhöhte ebenfalls das Risiko, die adjustierte Odds Ratio von 1,31 (0,99 bis 1,73) verfehlte allerdings das Signifikanzniveau. Wie in anderen Altersgruppen war auch ein männliches Geschlecht ein unabhängiger Risikofaktor für einen ungünstigen Verlauf (adjustierte Odds Ratio 1,53; 1,20 bis 1,95).
Wenn 2 oder 3 Risikofaktoren (morbide Adipositas, Hypertonie und Diabetes) vorlagen, war das Risiko laut Solomon auf einen schweren Verlauf ebenso hoch wie bei Erwachsenen im Alter von 35 bis 64 Jahren ohne diese Risikofaktoren. © rme/aerzteblatt.de

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