Vermischtes
Expertengremium: Billionenverluste durch Coronapandemie
Dienstag, 15. September 2020
Genf – Die Coronapandemie hat nach Einschätzung eines von WHO und Weltbank gegründeten Gremiums nie da gewesene zerstörerische Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft weltweit. Die Kosten der Pandemie beliefen sich auf mehr als elf Billionen US-Dollar (umgerechnet etwa 9,3 Billionen Euro), bezifferten die Mitglieder des Global Preparedness Monitoring Board (GPMB) in einem gestern veröffentlichten Bericht.
Dem Pandemiebericht zufolge sind die gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen von COVID-19 „katastrophal“. Die Langzeitfolgen werden noch über Jahrzehnte zu spüren sein, wie es heißt.
Dem 15-köpfigen Expertenteam gehört unter anderem der renommierte US-Immunologe Anthony Fauci an, der das Weiße Haus berät. Auch Norwegens ehemalige Ministerpräsidentin und Ex-WHO-Chefin, Gro Harlem Brundtland, ist Mitglied des GPMB.
Die Weltbank rechnet in einer konservativen Schätzung in den nächsten Jahren mit einem Verdienstverlust der jüngeren Generation als Folge pandemiebedingter Bildungsdefizite in Höhe von etwa zehn Billionen US-Dollar.
Die Weltgemeinschaft habe trotz zahlreicher Warnungen versagt, sich entsprechend auf den Fall einer Pandemie vorzubereiten, bemängeln die Experten. Davor hatten sie in ihrem Vorjahresbericht eindringlich gewarnt und die weltweiten Vorsichtsmaßnahmen für „völlig unzureichend“ erklärt. Das Coronavirus habe die Welt in einem Zustand von Unordnung getroffen und der Menschheit einen irreparablen Schaden zugefügt, heißt es im Bericht.
Um die Auswirkungen der derzeitigen Pandemie abzumildern und einer künftigen vorzubeugen, fordern die Experten die Weltgemeinschaft auf, in Maßnahmen zur Vorbeugung zu investieren.
„Es würde 500 Jahre dauern, um so viel in die Prävention zu investieren wie die Welt aufgrund von COVID-19 verliert.“ Außerdem ruft das Gremium zu einer stärkeren internationalen Zusammenarbeit auf. „Niemand ist sicher, bis alle sicher sind.“ Eine Pandemie sei ein weltweites Ereignis und erfordere entsprechende Handlungsmaßnahmen.
Die Experten raten auch dazu, Organisationen wie die Vereinten Nationen (UN) und die WHO zu stärken sowie in Gesundheitssysteme zu investieren. Für besonders entscheidend im Umgang mit der Pandemie halten sie darüber hinaus eine verantwortungsvolle politische Führung und einen ebensolchen Umgang der Menschen miteinander.
Die nächste Pandemie werde „auf jeden Fall“ kommen und womöglich noch gefährlicher sein, so warnt das Gremium.
Auch WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus warnte bei der virtuellen Pressekonferenz zur Vorstellung des Berichtes, dass dies „nicht die letzte Pandemie, nicht der letzte weltweite Gesundheitsnotstand“ sein werde. Die internationale Gemeinschaft müsse zusammen gegen das Virus kämpfen – und sich zusammen auf kommende Pandemien vorbereiten. © dpa/aerzteblatt.de

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