Medizin
SARS-CoV-2: Restaurantbesuch als Infektionsrisiko
Mittwoch, 16. September 2020
Atlanta – Abstandsregeln lassen sich in Restaurants oder Bars nur schwer durchsetzen. Eine Mund-Nasen-Bedeckung ist beim Verzehr von Speisen nicht möglich. Die Folge ist nach den Ergebnissen einer Fall-Kontrollstudie in Morbidity and Mortality Weekly Report (MMWR 2020; 69: 1258–1264) ein erhöhtes Infektionsrisiko.
Seit dem Ende des Lockdowns sind die Infektionszahlen in vielen Ländern wieder angestiegen. Für die Bevölkerung gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich zu infizieren. Was in der Praxis von Bedeutung ist, lässt sich mit Fall-Kontrollstudien ermitteln, die Infizierte und Nichtinfizierte gegenüberstellen.
Kiva Fisher von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) aus Atlanta und Mitarbeiter haben 314 Erwachsene interviewt, die mit möglichen Symptomen von COVID-19 zu einem Test auf SARS-CoV-2 erschienen waren: Bei 154 fiel das Ergebnis positiv aus, die anderen 160 Personen waren nicht infiziert.
Beide Gruppen wurden zum Tragen einer Maske und zu möglichen Risikokontakten befragt, etwa ob sie in den letzten 14 Tagen einkaufen waren, ob sie sich in kleineren oder größeren Menschengruppen aufgehalten haben oder ob sie in einem Büro mit anderen Menschen arbeiten. Weitere Fragen betrafen den Besuch von Fitnessstudios, die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, Kirchenbesuche und den Aufenthalt in Restaurants und Bars/Cafés.
Signifikante Unterschiede gab es nur beim Besuch von Restaurants und Bars. Die Infizierten hatten diese Lokalitäten in etwa doppelt so häufig aufgesucht wie die Kontrollen. Für den Restaurantbesuch ermittelt Fisher eine adjustierte Odds Ratio von 2,4, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,5 bis 3,8 signifikant war.
Für den Besuch von Bars und Cafés war zunächst kein signifikanter Unterschied festgestellt worden. Dies änderte sich, als die Analyse auf Personen beschränkt wurde, die sonst keinen Kontakt zu SARS-CoV-2-Infizierten gehabt hatten. Die adjustierte Odds Ratio stieg dann auf 3,9 (1,5 bis 10,1) an. Für die Besucher von Restaurants, die sich an kein Zusammentreffen mit Infizierten erinnern konnten, ermittelte Fisher eine adjustierte Odds Ratio von 2,8 (1,9 bis 4,3).
Die Infizierten gaben signifikant häufiger an, dass beim Besuch der Restaurants keine oder nur wenige andere Gäste einen Mund-Nase-Schutz getragen hätten (19,0 versus 2,3 %). Bei den Barbesuchen war dies noch häufiger der Fall (31,8 versus 25,0 %). Die Unterschiede waren in beiden Fällen signifikant.
Die Studie zeigt damit, dass ein Besuch von Restaurants und Bars mit einem potenziellen Infektionsrisiko einhergeht. Wie groß es ist, dürfte stark von der Maskendisziplin der anderen Gäste abhängen. © rme/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema

