Vermischtes
Bürokratische Hürden laut Umfrage größtes Hemmnis für Digitalisierung im Gesundheitswesen
Freitag, 18. September 2020
München – Neue digitale Technologien kommen im Gesundheitswesen nur langsam zum Einsatz, obwohl 86 Prozent des medizinischen Personals großes Potenzial in ihnen sehen. Das ergab eine Befragung des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte. Danach scheitert die Einführung neuer Lösungen oft an bürokratischen Hürden (61 Prozent), hohen Kosten (57 Prozent) und der Auswahl der passenden Technologie (42 Prozent).
„Vergleicht man den digitalen Reifegrad von deutschen Krankenhäusern mit anderen europäischen Ländern, fällt auf, dass in Summe nur wenige Einrichtungen die höchsten Stufen des Reifegradmodells der Non-Profit-Organisation HIMSS erreichen“, sagte Ibo Teuber, Director Health Care bei Deloitte.
Aktuell kommen digitale Technologien im deutschen Medizinbetrieb laut der Befragung vor allem für administrative Aufgaben zum Einsatz. Allem voran die digitale Krankenakte, die von drei Vierteln der Befragten genutzt wird. Die Technologie erbringt zudem den erwarteten Nutzen: 78 Prozent sehen Vorteile für effizientes Arbeiten und eine gute Patientenversorgung. Eine weitere Technologie, die vielerorts zum Einsatz kommt, sind digitale Dienstpläne (52 Prozent).
Ein gegensätzliches Bild zeichnet sich bei der Telemedizin ab, also Technologien zur Betreuung von Patienten via Telefon und Videochat. Nur 30 Prozent des medizinischen Personals in Deutschland geben an, Telemedizin zu nutzen. Einen Vorteil für die Patientenversorgung sehen hier jedoch mehr als doppelt so viele Befragte (64 Prozent).
Eine ähnliche Diskrepanz gibt es auch bei Online-Terminbuchungsmöglichkeiten: Nur 38 Prozent der Einrichtungen nutzen aktuell ein solches System, obwohl 63 Prozent des medizinischen Personals große Vorteile für die Patientenversorgung sehen.
Künstliche Intelligenz (KI) und Virtual Reality (VR) werden laut der Befragung weiterhin nur sehr vereinzelt genutzt: Im deutschen Gesundheitswesen wenden sieben Prozent des medizinischen Personals KI und vier Prozent VR an.
Bis zur vollkommen digitalisierten medizinischen Organisation ist es aus Sicht vieler Befragter noch ein längerer Weg. Maximal fünf Jahre dauert es nach Einschätzung von mehr als der Hälfte der Befragten noch (54 Prozent). Viele geben an, dass der Zeithorizont eher bei acht bis zehn Jahren liegen wird (38 Prozent).
Wichtig sei dabei, das gesamte medizinische Personal auf dem Weg der Digitalisierung mitzunehmen. Für gut die Hälfte der Befragten besteht noch Unterstützungs- (46 Prozent) und Informationsbedarf (41 Prozent).
Für die Studie „Shaping the future of European healthcare“ befragte Deloitte medizinisches Personal in sieben europäischen Ländern (n=1.781). In Deutschland wurden dazu die Einschätzungen von 400 Allgemeinärzten, Fachärzten und Chirurgen sowie Krankenpflegern erfasst. © hil/aerzteblatt.de

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