Medizin
Alzheimer-Risikogen beeinflusst Gedächtnisfunktionen junger Erwachsener
Montag, 19. Oktober 2020
Bonn/Bochum – Bei einer genetischen Veranlagung für die altersbedingte Form der Alzheimer-Erkrankung sind bereits im jungen Erwachsenenalter bestimmte Anzeichen der Erkrankung nachweisbar.
Das berichten Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und der Ruhr-Universität Bochum in der Fachzeitschrift Current Biology (DOI: 10.1016/j.cub.2020.08.042).
Ein Risikofaktor für die altersbedingte Form der Alzheimer-Erkrankung geht auf erbliche Mutationen zurück, die das Gen für „Apolipoprotein E“ (ApoE) betreffen – einen für Fettstoffwechsel und Nervenzellen bedeutsamen Eiweißstoff. Vom ApoE-Gen sind 3 Varianten bekannt. Die häufigste Form steht für ein durchschnittliches Alzheimer-Risiko, eine der beiden selteneren Varianten für ein erhöhtes, die andere für ein verringertes Risiko.
„Uns hat interessiert, ob und wie sich die verschiedenen Genvarianten auf die Hirnfunktion auswirken. Deshalb haben wir die Gehirne junger Erwachsener im Hirnscanner untersucht, während sie eine Aufgabe lösen mussten, die ihr Gedächtnis herausforderte“, erläuterte die Studienleiterin Hweeling Lee vom DZNE in Bonn.
An der Studie nahmen 82 junge Frauen und Männer teil. Sie waren jeweils etwa 20 Jahre alt, alle studierten an einer Universität und galten als kognitiv gesund. Gemäß ihrer Erbanlagen für ApoE hatten 33 Teilnehmende ein durchschnittliches, 34 ein erhöhtes und 15 ein verringertes Risiko, im späten Alter an Alzheimer zu erkranken.
Allen Probanden wurden während der Untersuchung im Magnetresonanztomografen über einen Monitor nacheinander mehr als 150 verschiedene Abbildungen vorgespielt. Dies waren alltägliche Dinge, beispielsweise ein Hammer, eine Ananas oder eine Katze. Einige Bilder wurden nach einer Weile wiederholt, manchmal hatte sich dabei die Position der dargestellten Objekte auf dem Bildschirm verändert.
Die Studienteilnehmenden sollten erkennen, ob ein Objekt erstmals gezeigt wurde oder bereits zuvor auf dem Monitor abgebildet war – und falls dies ihrer Meinung nach zutraf, ob sich dessen Lage verändert hatte.
Währenddessen wurde über eine funktionelle Magnetresonanztomografie die Hirnaktivität der Probanden registriert. Im Fokus stand dabei der Hippocampus.
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„Alle Studienteilnehmer waren im Gedächtnistest ähnlich gut – unabhängig davon, ob sie ein erhöhtes, ein verringertes oder ein durchschnittliches Risiko für Alzheimer hatten. Bei jungen gesunden Menschen sind solche Ergebnisse durchaus zu erwarten“, berichtet Nikolai Axmacher, Neuropsychologe an der Ruhr-Universität Bochum, der an der aktuellen Studie ebenfalls beteiligt war.
Aber laut den Forschern gab es Unterschiede in der Hirnaktivität. Die verschiedenen Probandengruppen aktivierten die verschiedenen Unterbereiche des Hippocampus in unterschiedlicher Weise und unterschiedlich stark. Ihre Gehirne reagierten also unterschiedlich auf die Gedächtnisaufgabe.
„Unsere Befunde könnten mit sehr frühen Krankheitsprozessen zusammenhängen“, meint Lee. Es sei bemerkenswert, dass sich eine genetische Veranlagung für Alzheimer schon im jungen Erwachsenenalter im Gehirn widerspiegele, so die Forscher. © hil/aerzteblatt.de
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