Ärzteschaft
DGHO: Föderalismus hemmt Abschätzung der Pandemiefolgen für Krebspatienten
Montag, 12. Oktober 2020
Basel – Im Zeitraum von März bis Mai dieses Jahres war in Deutschland eine signifikante Abnahme der Zahl neu diagnostizierter Krebserkrankungen festzustellen. Über die Folgen gibt es zu wenige Erkenntnisse, bemängeln Ärzte.
Die Konsequenzen dieser pandemiebedingten Verzögerungen der Diagnosestellung für die Patienten ließen sich nur schwer abschätzen, da ein nationales Krebsregister fehle, hieß es vorgestern bei einer Pressekonferenz anlässlich der virtuellen Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie.
„Ob sich die zeitlichen Verschiebungen bei der Stellung von Neudiagnosen auf die Behandlungsergebnisse auswirken, können valide nur die klinischen Krebsregister beantworten“, sagte Lorenz Trümper, Geschäftsführender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO).
Den Föderalismus in Deutschland sehen die Onkologen als Hemmschuh. Die Länder seien zwar bereits 2013 verpflichtet worden, entsprechende Register einzurichten. Doch die föderale Struktur der Bundesrepublik habe nun dazu geführt, dass es völlig unterschiedliche Entwicklungen der regionalen Krebsregister gegeben habe.
„Aussagekräftige Daten liegen deshalb nicht vor“, so Trümper. In Sachen Zusammenführung der bundeslandspezifischen Krebsregisterdaten auf nationaler Ebene müsse dringend nachgesteuert werden.
„Wir brauchen zeitnahe Daten zum Rückgang der Krebsneuerkrankungen aus den Registern“, forderte der DGHO-Vorsitzende. Für die Patienten könnten Diagnosen in späteren Krankheitsstadien potenziell Lebensgefahr bedeuten. © nec/aerzteblatt.de

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