Vermischtes
Ärzte kritisieren Umgang mit SARS-CoV-2-Masseninfektion in Erstaufnahme
Freitag, 16. Oktober 2020
Kassel/Gießen – Nach einer Masseninfektion mit 112 SARS-CoV-2-Fällen in einer Kasseler Flüchtlingseinrichtung werfen dort eingesetzte Ärzte dem Regierungspräsidium Gießen Versäumnisse vor.
„Weil zu viele Menschen auf zu kleinem Raum zu eng zusammen sind, ist es zu dieser Häufung gekommen“, sagte gestern der Allgemeinmediziner Helmuth Greger, Organisator des Ärzteteams der Erstaufnahme. Die Mediziner kümmern sich dort seit Jahren als Honorarkräfte um die Gesundheit der Bewohner.
Die Einhaltung der Hygieneregeln sei für die Flüchtlinge angesichts der Situation extrem schwierig, so Greger. Nach Coronafällen Anfang Oktober hätten die Mediziner darauf hingewiesen, dass die positiv Getesteten in anderen Einrichtungen untergebracht werden müssten. „Wir hatten das Gefühl, das wir nicht ernst genommen werden“, erklärte Greger.
Eine Isolation der Erkrankten unter strengen hygienischen Bedingungen sei dort problematisch. „Man muss die Infizierten von den Nichtinfizierten trennen, dafür reichen die Räumlichkeiten nicht aus.“ Auch bei einem Krisengespräch Anfang dieser Woche seien die Bedenken der Mediziner offenbar nicht ernst genommen worden. „Daher war völlig klar, dass sich die Situation so entwickelt.“
Das für die Erstaufnahme zuständige Regierungspräsidium erklärte, eine Verlegung infizierter Personen komme aus fachlichen Gründen nicht in Betracht. Dadurch könnten neue Infektionsketten ausgelöst werden. Zudem sei angesichts von 480 zur Verfügung stehenden Plätzen und einer Belegung mit 300 Personen eine adäquate Unterbringung gewährleistet.
„Wir werden das Ausbruchsgeschehen genau analysieren und anhand der ermittelten Infektionsketten in Kooperation mit dem Gesundheitsamt geeignete Maßnahmen ergreifen“, sagte ein Sprecher.
Der Coronaausbruch hatte Kassel über Nacht in die höchste Infektionswarnstufe des Landes Hessen katapultiert. In der nordhessischen Stadt lag die Zahl der Infektionen gestern pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen bei 97,6. Sie ist damit die Region mit der höchsten Inzidenz in Hessen. © dpa/aerzteblatt.de

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