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Politik

Kitas sind keine Treiber der Coronapandemie

Freitag, 16. Oktober 2020

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) /picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Michael Sohn

Berlin – Kitas sind keine Treiber des Infektionsgeschehens mit SARS-CoV-2 in Deutsch­land. Das betonten heute Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) und Bundesge­sundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Berlin. Sie stellten Zwischenergebnisse der Coro­na-Kita-Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Deutschen Jugendinstituts (DIJ).

„Kitas sind keine Infektionsherde, Kinder sind keine Infektionstreiber“, sagte Giffey. Der Regelbetrieb in den Einrichtungen nach den flächendeckenden Schließungen im Frühjahr sei bisher gut verlaufen. Die Ministerin verweist dabei auf wöchentliche Meldungen von mehr als 12.000 Kitas und anderen Einrichtungen der Kindertagesbetreuung.

Der Studie zufolge liegt die Rate der infektionsbedingten Schließungen seit der Rückkehr zum Regelbetrieb „durchgehend“ unter einem Prozent. Giffey bezeichnete dies als „sehr gut“. Seit Beginn des neuen Kita-Jahres im August und bis einschließlich vergangener Woche wurden laut der Studie wöchentlich etwa sechs Coronaausbrüche in den mehr als 56.000 deutschen Kitas registriert.

Zwar meldete demnach mehr als ein Viertel der Kitas in den vergangenen Wochen min­destens einmal einen Verdacht- oder Infektionsfall. Letztlich wurde aber pro Woche bei maximal einem Prozent der Einrichtungen ein Infektionsfall bestätigt.

Giffey lobte, dass sich die Kitas „sehr anpassen“ an die Pandemie. Zur weiteren Unterstüt­zung veröffentlichte das Familienministerium eine Broschüre mit konkreten Tipps für den Kita-Alltag.

Giffey kündigte außerdem Empfehlungen zum Umgang mit der „Rotznase“ an – also zum Vorgehen bei einfachen Erkältungskrankheiten, wie sie im Kita-Alter sehr häufig vor­komm­en, die aber womöglich als Coronaverdachtsfall gewertet werden könnten.

Sowohl Giffey als auch Spahn betonten auf der gemeinsamen Pressekonferenz, dass Kitas ebenso wie Schulen weiterhin offengehalten werden sollten. Darüber herrsche auch Kon­sens zwischen Bund und Ländern, sagte Spahn.

Deutschland stünden angesichts der rapide steigenden Infektionszahlen „keine leichten Wochen“ bevor, sagte der Gesundheitsminister. Dennoch setze die Regierung darauf, „dass wir Kitas und Schulen im Regelbetrieb halten können“. Zurückstecken müssten zuerst andere Bereiche, insbesondere „Geselligkeit und Feiern“. Er glaube, dass dies auch viele Bürger so sähen, sagte Spahn.

Zugleich verteidigten die beiden Regierungsmitglieder die flächendeckende Schließung von Schulen und Kitas im Frühjahr. Damals sei unklar gewesen, welche Rolle Kinder bei der Virusausbreitung spielten, sagte Giffey. „Wir sind jetzt einen großen Schritt weiter.“ Auch Spahn sagte, für die Schließungen habe es "gute Gründe" gegeben. Der Regierung sei bewusst, wie hart dieser Schritt für die Familien gewesen sei.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte Bund und Länder auf, mehr für den Arbeits- und Infektionsschutz der Kita-Beschäftigten zu tun. „Wir dürfen uns nicht in Sicherheit wiegen und davon blenden lassen, dass das Infektionsgeschehen in Kitas laut aktueller Ergebnisse der Corona-Kita-Studie niedrig ist“, erklärte GEW-Vorstands­mit­glied Björn Köhler. „Wir brauchen jetzt Gefährdungsbeurteilungen an den Kitas, deren Empfehlungen dann konsequent umgesetzt werden müssen.“

Kultusminister sehen Schulen nicht als Treiber

Die Kultusminister der Länder machten heute unterdessen deutlich, dass sie auch Schu­len nicht als Treiber der Pandemie sehen. Das sagte die Vorsitzende der Kultusminister­konferenz, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD), heute nach Beratungen des Gremiums in Mainz. Verhindert werden soll die Verbreitung des Corona­virus über Schulen durch mehr Maskentragen und konsequentes Lüften.

Hubig sagte: „Es ist nicht so, dass das Infektionsgeschehen in der Schule passiert.“ Infek­tio­nen würden etwa bei privaten Feiern übertragen, die Hygienekonzepte an den Schulen hätten sich hingegen bewährt.

Eine vom Redaktionsnetzwerk Deutschland unter den Kultusministerien der Bundeslän­der vorgenommene Befragung ergab, dass vor den Herbstferien durchschnittlich 98 Pro­zent aller Schüler am Präsenzunterricht teilnehmen konnten.

Demnach waren etwa in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Bayern rund 0,04 Prozent der Schüler mit dem Coronavirus infiziert. Etwas höher war die Infektionsrate in Berlin, wo sich etwa 0,07 Prozent der Schüler mit dem Virus ansteckten. Sachsen-Anhalt wiederum verzeichnete keinen einzigen Coronavirusfall an Schulen.

Auch unter Lehrkräften war das Infektionsgeschehen überschaubar. In NRW waren zum Beispiel 0,1 Prozent der Lehrer betroffen, in Berlin 0,14 Prozent. Mit Fortschreiten der Pandemie setzen die Bundesländer auf einen verstärkten Einsatz der Maskenpflicht. In Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein gilt ab Montag an weiterführenden Schulen Maskenpflicht auch im Unterricht. © afp/dpa/may/aerzteblatt.de

Kommentare

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Avatar #745246
Andre B.
am Samstag, 17. Oktober 2020, 23:30

Auch hier gilt: Korrelation NICHT GLEICH Kausalität

„Kinder wirken eher als Bremsklötze der Infektion“

"Die Verbreitung des Coronavirus in Kindergärten, Schulen und Familien wurde bisher offenbar überschätzt. Eine Studie der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden, für die seit der Wiedereröffnung der Schulen in Sachsen im Frühjahr mehr als 2000 Schüler und Lehrer auf Antikörper getestet wurden, lieferte weder einen Beleg dafür, dass sich das Virus in Schulen besonders schnell verbreitet, noch dafür, dass es durch Kinder besonders häufig übertragen wird. „Es ist eher das Gegenteil der Fall“, sagte Studienleiter Reinhard Berner, Direktor der Poliklinik für Kinder und Jugendmedizin des Dresdner Universitätsklinikums. „Kinder wirken eher als Bremsklötze der Infektion. Nicht jede Infektion, die bei ihnen ankommt, wird auch weitergegeben.“

"Bildungsminister Piwarz kritisierte darüber hinaus Äußerungen von Politikern wie der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken, die abermals vor einer Öffnung der Schulen gewarnt hatte. „Es ist in höchstem Maße ärgerlich, dass immer noch wider besseren Wissens verbreitet wird, dass Kinder Virenschleudern und Schulen und Kindergärten Verbreitungs-Hotspots wären“, sagte der Politiker. Die Mediziner kündigten an, die Studie auch über das Jahr hinaus weiterzuführen und auf weitere Einrichtungen wie Kindergärten auszudehnen."

>>>https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/corona-studie-an-schulen-kinder-eher-bremskloetze-der-infektion-16858827-p2.html & https://www.bildung.sachsen.de/blog/wp-content/uploads/2020/07/PM-Coronastudie-Schule-Phase-1_200710.pdf
Avatar #845707
Olaf Graf
am Samstag, 17. Oktober 2020, 21:01

Offenes Herz Kita

Kitas bieten grundsätzlich wohl ein enormes Infektionspotential. Trotz gut gemeinter Hygieneregeln, wie Desinfektionsmittel im Eingangsbereich und Maskenpflicht für Eltern, spielt sich „hinter den Kulissen“ ein nahezu ungeschütztes Geschehen ab. Nähe suchende Kinder sitzen auf dem Schoß der ungeschützten Erzieherin, die Kinder kommen sich nah wie sonst an keinem öffentlichen Ort - weil es nun mal so ist in dieser Altersgruppe. Von Krankheitserregern wimmelnde Handtücher findet man zwar wohl nicht allerorts, aber die Kitas sind potentiell der Ort Nr. 1, an dem einer Covid 19 Infektion, und allen anderen Erregern Tür und To offen stehen. Warten wir es ab, wie sich das Geschehen in den Kitas bis zum April 2021 entwickelt hat. Ich bin gespannt.
Avatar #732154
Christamüller
am Samstag, 17. Oktober 2020, 11:25

Tagesschau.de- verstörende KitaHygiene

Verstörend, empörend waren die Bilder aus Tagesschau.de (17.10.2020, 20:00), wo Kita-Kinder unter professioneller Aufsicht sich die verschnupften, nassen Nasen / Augen / Gesicht an den neben einander hängenden Baumwoll-Handtüchern (!) abtrockneten. Betriebsärzte / Schulärzte / Amtsärzte / Staatsregierung / RKI fordern massiv unter Drohungen die Distanz ein, und was präsentieren sie den 30 Millionen Zusehern zur besten Fernsehzeit: intensives spreading von Krankheitsüberträgern durch eng-benachtbart-hängende Handtücher. Jetzt kommt die staatliche "Verordnung", daß Kita-Kinder per Gesetz grundsätzlich keine Krankheitsüberträger sind. FRage: warum dann überhaupt noch waschen??
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