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Schlaganfall: Angst vor Ansteckung verhinderte frühzeitige Behandlung

Montag, 26. Oktober 2020

/peterschreiber.media, stockadobecom

Berlin – Wie andere Infektionen auch aktiviert SARS-CoV-2 das Blutgerinnungssystem und erhöht so das Risiko für thromboembolische Komplikationen. Doch die direkten Auswir­kungen der durch SARS-CoV-2 ausgelösten Erkrankungen in Form von Schlagan­fällen seien „überschaubar“ gewesen. Als viel dramatischer stufte die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) heute bei einer Online-Pressekonferenz den durch SARS-CoV-2 angerichteten Kollateralschaden ein.

„Die dramatischste Beobachtung im Kontext von COVID-19 und Schlaganfall war der im Frühjahr weltweit zu beobachtende abrupte Rückgang der in Stroke Units behandelten akuten Schlaganfallpatienten“, berichtete der 1. Vorsitzende der DSG, Helmuth Steinmetz.

Dieser Beobachtung habe keineswegs ein Rückgang der Schlaganfallhäufigkeit zugrunde gelegen, sondern „die (unbegründete) Angst von Patienten vor einer COVID-19-Infektion im Krankenhaus“, so der Direktor des Zentrums der Neurologie und Neurochirurgie am Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt.

20 Prozent der Stroke Units hätten Rückgänge von mehr als 30 Prozent verzeichnet, mehr als die Hälfte von zehn bis 30 Prozent und die übrigen Stroke Units von weniger als zehn Prozent. Eine aktuelle Analyse der Schlaganfälle, die über deutsche Notfallaufnahmen akquiriert worden sind, bestätigt diesen Trend.

„Vor allem in der Hochphase der ersten Welle der Epidemie – also von Mitte März bis Mitte April – wurden weniger Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall in den Notfallauf­nahmen aufgenommen“, berichtet Schäbitz.

Gerade bei Patienten mit transitorischen ischämischen Attacken (TIA) sei medizinische Hilfe offenbar aus Angst vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 nicht in Anspruch genom­men worden, ergänzte Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der DSG und Chefarzt an der Klinik für Neurologie am Evangelischen Krankenhaus Bielefeld-Bethel.

Neben einem allgemeinen Rückgang der Rate an Schlaganfallpatienten gab es in einer Studie aus den USA auch Hinweise auf eine Zunahme an Patienten mit einem Verschluss der großen gehirnversorgenden Gefäße. „Beide Befunde deuten darauf hin, dass eine verschleppte Behandlung von leichten Schlaganfallsymptomen zu einem Anstieg von schweren Schlaganfällen geführt haben könnte“, so Schäbitz.

Zweite Welle: Erneuten Kollateralschaden vermeiden

Trotz des derzeitigen Infektionsgeschehens sei aktuell ­–zumindest in seiner Klinik – noch keine vergleichbare Verringerung bei den Aufnahmen zu beobachten, sagte Schäbitz. Doch das könne noch kommen, weshalb die DSG-Experten einvernehmlich an alle Betroffenen appellierten, auch in Pandemiezeiten bei möglichen Symptomen eines Schlaganfalls umgehend den Notruf zu wählen.

In der jetzigen Zeit gebe es „kaum einen Ort, der so sicher ist, wie eine Klinik für Neuro­logie“, betonte Schäbitz.

Um die Wahrscheinlichkeit eines Aufenthaltes in einer solchen Einrichtung dennoch so gering wie möglich zu halten, empfehlen die Schlaganfallexperten der DSG die Grippe­schutzimpfung.

Sie sei eine wirksame Methode zur Verminderung des jährlichen Grippe­risikos und zahlreiche Beobachtungsstudien hätten gezeigt, dass sie auch nach Berück­sich­tigung anderer Einflussfaktoren mit einem zum Teil deutlich reduzierten Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle einhergehe, betonte Armin Grau 2. Vorsitzender der DSG und Direktor der Neurologischen Klinik mit Klinischer Neurophysiologie und Stroke Unit am Klinikum der Stadt Ludwigshafen. © nec/aerzteblatt.de

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