Ärzteschaft
Hohe Personal- und IT-Kosten: Einnahmenwachstum der Praxen weiter abgeschwächt
Dienstag, 27. Oktober 2020
Berlin – Seit 2017 hat sich das Einnahmenwachstum der 102.000 Arzt- und Psychotherapiepraxen weiter abgeschwächt. Steigende Einnahmen werden durch die Inflation sowie deutlich höhere Ausgaben, insbesondere für Personal und IT, weitgehend aufgezehrt.
Das sind Ergebnisse eines Vorberichts zum diesjährigen Zi-Praxis-Panel (ZiPP), mit dem das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) die wirtschaftliche Lage der Praxen zwischen 2015 und 2018 analysiert hat.
Im Ergebnis bedeuteten diese Zahlen einen fortschreitenden wirtschaftlichen Substanzverlust der Praxen, so das Zi. Die Jahresüberschüsse je Praxisinhaber fielen inflationsbereinigt 2017 um 0,1 Prozent und 2018 um 0,3 Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorjahr.
Über den gesamten Zeitraum von 2015 bis 2018 betrug die reale Verbesserung der Überschusssituation zwar 6,8 Prozent. Diese werde aber ausschließlich durch den starken Anstieg des realen Jahresüberschusses im Jahr 2016 (+7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr) erreicht, wie das Zi erläuterte.
In den Jahren 2017 und 2018 infolge sei die reale Überschusssituation hingegen leicht negativ ausgefallen, so das Zi. Die Gesamtaufwendungen je Praxisinhaber stiegen demnach zwischen 2015 und 2018 um 12,8 Prozent an.
Der Kostenanstieg überschritt dabei deutlich die Entwicklung der Verbraucherpreise. Diese nahmen im gleichen Zeitraum im Bundesdurchschnitt um 3,8 Prozent zu. Im Durchschnitt betrug der Anstieg der Aufwendungen in den Praxen 4,1 Prozent pro Jahr. Besonders stark fiel der Anstieg in 2018 mit 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus.
Dabei markierten die Personalkosten mit 15.100 Euro beziehungsweise 20,3 Prozent je Praxisinhaber den stärksten absoluten Anstieg aller Ausgabenkategorien. Auf Rang zwei der Kostentreiber rangierten laut den Zi-Daten die Aufwendungen für IT (Wartung und Instandhaltung) mit insgesamt 1.200 Euro beziehungsweise 28,2 Prozent Zuwachs.
„Das Krisenjahr 2020 mit den coronabedingten Umsatzrückgängen aufgrund ausbleibender Patientenbesuche und den erheblichen Mehrkosten durch Schutz- und Hygieneregeln ist hier noch gar nicht berücksichtigt“, mahnte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried.
Umso mehr müsse man im Blick behalten, dass die Verdienstmöglichkeiten in der eigenen Praxis mit hohem wirtschaftlichem Risiko mindestens genauso gut sein sollten wie in der sicheren Anstellung in anderen medizinischen Versorgungsbereichen. Nur dann bleibe die Niederlassung für jüngere Ärzte gegenüber anderen Beschäftigungsmöglichkeiten konkurrenzfähig. © aha/EB/aerzteblatt.de

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