Ausland
Ärzte in Spanien streiken für bessere Arbeitsbedingungen
Mittwoch, 28. Oktober 2020
Madrid – Bei einem landesweiten Streik inmitten der Coronakrise haben hunderttausende Ärzte in Spanien bessere Arbeitsbedingungen und mehr Anerkennung gefordert. Nach Angaben des staatlichen Ärztegewerkschaftsbunds CESM nahmen gestern rund 85 Prozent der 267.000 Ärzte an der Arbeitsniederlegung teil. Die meisten Ärzte legten jedoch nur symbolisch ihre Arbeit nieder, behandelten ihre Patienten jedoch weiter.
In Madrid protestierten rund 50 Ärzte in weißen Laborkitteln vor dem Parlament. Auf ihren Schildern war ein schwarzer Stiefel zu sehen, der im Begriff ist, eine Gruppe von Angestellten des Gesundheitswesens zu zertrampeln. Es handelte sich um den ersten landesweiten Ärztestreik seit 1995.
Der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht habe, sei ein Regierungserlass gewesen, wonach Ärzte bei Bedarf unabhängig von ihrem Fachgebiet für Krankenhausdienste eingeteilt werden können, sagte der Gastroenterologe Sergio Casabona. Der Chirurg Pablo Cereceda, der ebenfalls an den Protesten teilnahm, nannte die Maßnahme einen „verpfuschten Erlass, der die Unfähigkeit der (Behörden) offenbart, sich dieser Pandemie zu stellen“.
Nach Ansicht des Gesundheitsministerium ist der Beschluss notwendig, um im Kampf gegen das Coronavirus nicht die Kontrolle zu verlieren. Der Ärztestreik fand am selben Tag statt, an dem Spaniens linke Regierung ihren Haushaltsentwurf für 2021 vorlegte. Dieser sieht eine 151-prozentige Erhöhung der Ausgaben für den öffentlichen Gesundheitssektor vor.
In Spanien sind unterdessen gestern innerhalb eines Tages so viele Todesfälle nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 erfasst worden wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Binnen 24 Stunden seien aus den Regionen 267 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus gemeldet worden, teilte das Gesundheitsministerium mit.
Die höchste Werte waren in Spanien Ende März und Anfang April mit zum Teil deutlich mehr als 900 Toten innerhalb eines Tages registriert worden. Die Gesamtzahl der Todesopfer im Zusammenhang mit COVID-19 belief sich auf 35.298. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen kletterte unterdessen um 18.418 auf gut 1,1 Millionen.
Wegen der rapide steigenden Infektionszahlen hatte die Regierung am Sonntag den nationalen Notstand ausgerufen und praktisch im gesamten Land eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Lediglich die im Kampf gegen Corona zuletzt erfolgreichen Kanarischen Inseln sind davon ausgenommen.
Der Notstand gilt zunächst für zwei Wochen. Die linke Regierung will morgen im Parlament gleich eine Verlängerung um sechs Monate beantragen. Gegen einen so langen Notstand haben sich unterdessen neben der konservativen Opposition auch Regionalparteien und Unternehmerverbände ausgesprochen.
Spanien ist eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder Westeuropas. Die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen lag gestern im 47-Millionen-Einwohner-Land bei 228 mit steigender Tendenz. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt dieser Wert nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 87. © afp/aerzteblatt.de

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