Ärzteschaft
Chirurgen in NRW lehnen erneute Einstellung elektiver Eingriffe ab
Dienstag, 3. November 2020
Bochum – Drei Viertel der chirurgischen Chefärzte Nordrhein-Westfalens (NRW) sprechen sich bei weiter steigenden Zahlen von COVID-19-Infektionen gegen eine erneute vollständige Einstellung der elektiven Chirurgie aus. Das geht aus einer Umfrage der Vereinigung Niederrheinisch-Westfälischer Chirurgen hervor, an der sich 125 Chefärzte aus NRW beteiligten.
Ebenfalls drei Viertel der befragten Chefärzte befürworten einen spezifischen Maßnahmenplan für die Chirurgie bei weiter steigenden Infektionszahlen. 93 Prozent befürworten zudem, dass der Vorstand der Vereinigung Niederrheinisch-Westfälischer Chirurgen die Politik bei Entscheidung zur Coronapandemie auf Landesebene berät.
Einstellung der Elektivchirurgie im Frühjahr sinnvoll
71 Prozent der befragten Chefärzte halten die vollständige Einstellung der Elektivchirurgie während der ersten Welle der Pandemie für sinnvoll, um Ressourcen für die Behandlung der COVID-19-Patienten bei unklarer Lage zu gewinnen.
54 Prozent gaben an, dass es einen dem Infektionsgeschehen angepassten, nachvollziehbaren Stufenplan in ihrem Krankenhaus gegeben habe. 31 Prozent erklärten, einen solchen Plan habe es in ihrem Haus nicht gegeben. 40 Prozent sehen Probleme bei der chirurgischen Weiterbildung aufgrund des Ausfalls von Elektiveingriffen.
30 Prozent der befragten Chefärzte meinen, es sei durch die Verschiebung der elektiven chirurgischen Eingriffe zu unnötigen gesundheitlichen Risiken der Patienten gekommen. 70 Prozent sind nicht dieser Ansicht. 69 Prozent meinen, dass es trotz Unterstützung durch Bund und Ländern zu finanziellen Schwierigkeiten für ihr Krankenhaus durch die Pandemie kommen werde.
Hohe Behinderung der chirurgischen Arbeit
Die Behinderung der chirurgischen Arbeit empfanden 22 Prozent der Befragten als sehr hoch und weitere 44 Prozent als hoch. 27 Prozent schätzten diese als mittel ein und acht Prozent als niedrig. Das persönliche Gefährdungspotenzial durch SARS-CoV-2 empfanden 64 Prozent der Befragten als niedrig und 29 Prozent als mittel.
„Die Ergebnisse sind ein deutliches Signal an die Landesregierung und Klinikleitungen, dass im Rahmen einer zweiten Welle oder einer anderen Pandemie eine Mitsprache und Einbeziehung der chirurgischen Fächer in die Entscheidungsprozesse und Ressourcennutzung erfolgen muss“, kommentierte die Vereinigung Niederrheinisch-Westfälischer Chirurgen.
Die Ergebnisse der Umfrage wurden auf der Internetseite des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen (BDC) veröffentlicht. © fos/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema


Leserkommentare
Um Artikel, Nachrichten oder Blogs kommentieren zu können, müssen Sie registriert sein. Sind sie bereits für den Newsletter oder den Stellenmarkt registriert, können Sie sich hier direkt anmelden.