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Politik

Ethiker wünschen sich Parlamentsdebatte zur Triage

Freitag, 6. November 2020

picture alliance/dpa

Hamburg – Angesichts steigender Zahlen an COVID-19-Patienten auf Intensivstationen haben Ethiker sich für eine parlamentarische Debatte über die Verteilung knapper Beat­mungsplätze ausgesprochen.

„Es wäre gut, wenn der Bundestag eine Orientierungsdebatte zum Thema Triage führen würde“, sagte der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates Peter Dabrock dem Spiegel. „Wir brauchen eine zivilgesellschaftliche Diskussion über die Frage, wie mit knappen, lebensnotwendigen Ressourcen umgegangen werden sollte.“

Triage bezeichnet eine Methode, um im Fall eines Notfalls oder knapper Ressourcen die Patienten auszuwählen, die zuerst eine medizinische Versorgung erhalten.

Eine solche Befassung „würde auch verdeutlichen, wie ernst die Lage in der Pandemie derzeit ist“, sagte Dabrock. Vor einer gesetzlichen Regelung der Triage warnte der Ethik­professor jedoch. „Allerletzte Entscheidungen können nicht durch noch so kleinteilige Gesetze ersetzt werden“, so der Ethiker und Theologe.

Die Medizinethikern Christiane Woopen sprach sich in dem Magazin ebenfalls ausdrück­lich für eine gesetzliche Regelung aus. „Die Situation der Triage ist vom Gesetzgeber nicht ausreichend geregelt“, kritisierte die Vorsitzende des Europäischen Ethikrats, der die EU-Kommission berät.

„Da es sich um eine so wesentliche Entscheidung handelt, die das Recht auf Leben be­trifft, sollte der Gesetzgeber dafür den Rahmen vorgeben, weil er nach der Verfassung eine Schutzpflicht gegenüber den Bürgern hat.“

Zudem würden die Menschen, die eine solche Entscheidung treffen müssten, erheblich belastet. „Sie sollten sich dabei wenigstens von einer gesellschaftlichen Werteentschei­dung getragen fühlen“, so Woopen.

Auch die Grünen wünschen sich laut Spiegel eine Auseinandersetzung des Bundestags mit dem Thema. In den Krankenhäusern brauche man „Rechtssicherheit und einen Handlungsrahmen“, sagte die Grünen-Gesundheitspolitikerin Kirsten Kappert-Gonther.

FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullman sah ebenfalls Klärungsbedarf. „Ich wäre dafür, dass der Bundestag mal darüber diskutiert. Es gibt zwar Empfehlungen des Ethikrates, aber die müssen weiter debattiert werden“, sagte Ullmann.

Die Bundesärztekammer hatte im Mai eine Orientierungshilfe für den Fall eines Kapazitätsmangels vorgelegt, die Ärztinnen und Ärzte bei der Verteilung von intensivmedizinischen Ressourcen unterstützen soll. © kna/aerzteblatt.de

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