Medizin
Obamacare hat Sterberate bei drei Krebsarten im frühen Stadium gesenkt
Montag, 9. November 2020
Boston – In den US-Bundesstaaten, die den Affordable Care Act, besser bekannt als Obamacare, genutzt haben, um mehr ärmeren Menschen den Zugang zur staatlichen Gesundheitsversorgung Medicaid zu ermöglichen, ist es zu einem kleinen, aber signifikanten Rückgang der Sterblichkeit an Lungen-, Brust- und Darmkrebs gekommen, wie eine jetzt in JAMA Network Open (2020; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2020.24366) veröffentlichte Studie zeigt.
Der Obama-Administration war es 2010 nicht gelungen, den Affordable Care Act landesweit einzuführen. Zu dem politischen Kompromiss gehörte damals, dass die einzelnen Bundesstaaten selbst entscheiden konnten, ob sie den Zugang zum staatlich finanzierten Krankenversicherungsprogramm Medicaid ausweiten.
Dies hat es Epidemiologen ermöglicht, die Auswirkungen der Reform auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung zu untersuchen. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass eine Ausweitung von Medicaid das Interesse der Bevölkerung an der Krebsfrüherkennung gesteigert hat. Miranda Lam vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston und Mitarbeiter haben jetzt untersucht, ob die Reform sich auch auf die Krebssterberate ausgewirkt hat.
Grundlage waren die Daten der National Cancer Database, die Daten zu mehr als 70 % aller Krebspatienten an etwa 30 % der US-Kliniken sammelt. In einer „Differenz von Differenzen“(DID)-Analyse haben die Forscher den Zeitraum vor und nach Einführung der Medicaid-Ausweitung in den einzelnen Bundesstaaten ausgewertet und mit den Staaten verglichen, die Obamacare restriktiver angewendet haben.
Tatsächlich war ein Einfluss erkennbar. In den Ländern, die den Zugang zu Medicaid ausgeweitet haben, ist die Sterblichkeit an den 3 häufigsten tödlich verlaufenden Krebserkrankungen seit 2012 um 2 % gesunken, während sie in den übrigen Staaten leicht um 1 % zunahm. Dies ergibt eine DID von 3 % oder eine Hazard Ratio von 1,03, die nach den Berechnungen von Lam mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,01 bis 1,05 signifikant war.
Der Unterschied war auf Patienten mit nicht-metastasierenden Krebserkrankungen (Stadium I-III) beschränkt, bei denen eine rechtzeitige Behandlung die Überlebenschancen verbessert. Die DID betrug hier 5 % (Hazard Ratio 1,05; 1,02 bis 1,09). Bei Patienten mit metastasierten Krebserkrankungen (Stadium IV) war dagegen kein Einfluss erkennbar.
Wenn alle US-Staaten die Chancen des Affordable Care Act nutzen würden, könnten laut Lam von den etwa 69.000 Menschen, die an den drei Krebsformen erkranken, 1.384 mehr durch eine rechtzeitige Behandlung gerettet werden. © rme/aerzteblatt.de
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