Ausland
Corona hat Impfen von Kindern in Krisenregionen erschwert
Mittwoch, 11. November 2020
London/Melbourne – Als Folge der Coronapandemie wird ein geringerer Anteil der Kinder in Krisenregionen gegen Krankheiten geimpft. In mehr als 60 Ländern wurden Impfprogramme seit Beginn der Pandemie gestoppt, wie aus einem Bericht der Nichtregierungsorganisation Save the Children mit Sitz in London hervorgeht, der heute veröffentlicht wurde.
Außerdem seien viele Familien zurückhaltender mit dem Impfen ihrer Kinder geworden, da sie sich vor einer Coronaansteckung beim Arztbesuch fürchten.
Kinder in Krisenregionen werden dem Bericht zufolge mittlerweile deutlich zu wenig gegen Krankheiten wie Masern, Polio, Cholera oder Gelbfieber geimpft, für die eigentlich bewährte und sichere Impfstoffe existieren. Langanhaltende Konflikte und die Coronakrise führten dazu, dass hart erarbeiteter Fortschritt im Kampf gegen diese Krankheiten gefährdet werde, heißt es in dem Bericht.
So lebten 80 Millionen weniger als ein Jahr alte Babys unter erhöhtem Risiko, Krankheiten zu bekommen, die eigentlich durch bewährte Impfstoffe verhindert werden könnten, schreiben die Autoren. Von den Kindern ohne entsprechende Impfungen wachsen zwei Drittel in Krisenregionen auf.
Die Impfquote für Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten lag vor dem Ausbruch des Krieges in Syrien demnach etwa bei mehr als 80 Prozent, während sie vor zwei Jahren nur noch bei knapp 50 Prozent lag. In der Ukraine fiel die Quote nach vier Jahren Konflikt sogar von 80 auf 19 Prozent.
„COVID-19 hat uns schmerzlich gezeigt, dass kein Land sicher vor der Verbreitung alter oder neuer Krankheiten ist“, sagte der Gesundheitsdirektor von Save the Children, Zaeem Haq.
„Während derzeit alle Ressourcen zur Bekämpfung von COVID-19 genutzt werden, darf die Welt nicht zulassen, dass andere schlimme Krankheiten wieder aufkommen und sich insbesondere in besonders verletzlichen Teilen der Bevölkerung ausbreiten.“
Es sei dringend notwendig, dass internationale Impfprogramme und Organisationen ihren Fokus auf Kinder in Konfliktregionen richteten. © dpa/aerzteblatt.de

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