Medizin
Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und Sport in Altersstudie vorerst ohne Nutzen
Mittwoch, 25. November 2020
Zürich – Die tägliche Einnahme von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren und/oder ein regelmäßiges Sportprogramm haben in einer randomisierten Studie den Gesundheitszustand gesunder Senioren in den ersten 3 Jahren nicht verbessern können. Die Initiatoren ziehen im Amerikanischen Ärzteblatt (JAMA, 2020; DOI: 324: 1855-1868) dennoch ein positives Fazit und hoffen auf eine langfristige Wirkung.
Chronische Krankheiten sind keine zwangsläufige Folge des Alterns. Epidemiologische Studien zeigen, dass Menschen, die Übergewicht vermeiden, sich gesund ernähren, körperlich aktiv und geistig rege bleiben, auf Nikotin ganz und auf Alkohol weitgehend verzichten, gute Aussichten haben, im Alter lange gesund zu bleiben.
Es gibt jedoch den verständlichen Wunsch, die Gesundheit durch die Einnahme des einen oder anderen Mittels zu verbessern. Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren sind derzeit die von Altersmedizinern bevorzugten Mittel. Auch ein regelmäßiges Sportprogramm könnte helfen, die Gesundheit zu erhalten.
Bisher fehlt allerdings der Beweis, dass diese Maßnahmen gesunden Senioren einen zusätzlichen Vorteil verschaffen können. Zuletzt war in der US-amerikanischen VITAL-Studie vergeblich versucht worden, über 50-Jährige durch die Einnahme von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren vor Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu schützen.
Auch in der europäischen DO-HEALTH konnte bisher kein Nutzen belegt werden. An der bisher größten europäischen Altersstudie nahmen seit Ende 2012 insgesamt 2.157 Senioren aus 5 europäischen Ländern teil (darunter 350 aus Berlin). Zu den Teilnahmebedingungen zählte ein Alter von mindestens 70 Jahren und keine schweren Erkrankungen wie Krebs oder Herzinfarkt in den letzten 5 Jahren.
Die Studienteilnehmer wurden auf 8 Gruppen verteilt, in denen sie keine, 1, 2 oder alle 3 der folgenden Interventionen erhielten: Einnahme von einem Gramm Omega-3-Fettsäuren pro Tag, Einnahme von 2.000 Internationalen Einheiten (IE) Vitamin D3 pro Tag und/oder ein einfaches Krafttraining für zu Hause.
Weder den Studienzentren noch den Versuchspersonen war die Gruppenzugehörigkeit bekannt. Die Kontrollgruppen erhielten Präparate ohne Wirkstoffe (Placebos) und führten ein Kontroll-Training für Gelenk-Mobilität durch.
Für die Teilnahme interessierten sich überwiegend gesunde und gebildete Senioren. Sie waren im Alter von durchschnittlich 75 Jahren nur leicht übergewichtig (BMI 26). Ein Komorbiditäts-Score lag im Mittel bei 3,3 von maximal 36 Punkten (wobei höhere Werte eine hohe Komorbidität anzeigten). Sie hatten eine gute kognitive Leistung (mittlerer MMSE-Wert 28,5 von maximal 30), eine gute Mobilität (medianer SPPB-Wert 11,0 von maximal 12 Punkten) und 82,6 % zeigten nach einem Fragebogen der Nurses’ Health-Study eine mäßige bis hohe körperliche Aktivität.
Zwar gaben zu Studienbeginn fast 40 % die Diagnose einer Hypertonie an und fast 50 % nahmen blutdrucksenkende Medikamente ein, der Blutdruck war mit einem mittleren Wert von 144 zu 76 mm Hg für das Alter jedoch nicht deutlich erhöht. Die meisten Teilnehmer blieben im Verlauf der Studie gesund. Es gab nur 25 Todesfälle (1,2 %) und 22 (1,0 %) zogen in ein Pflegeheim.
Vor diesen Voraussetzungen war von den 3 Interventionen alleine oder in Kombination nicht unbedingt ein Zusatznutzen zu erwarten. Wie Heike Bischoff-Ferrari, Professorin für Geriatrie und Altersforschung an der Universität Zürich und Mitarbeiter berichten, erzielte keine der 3 Interventionen in einem der 6 primären Endpunkte einen Vorteil.
Die Endpunkte waren der systolische und diastolische Blutdruck, die Mobilität im SPPB („Short Physical Performance Battery“), die kognitiven Fähigkeiten im „Montreal Cognitive Assessment“ (MoCA) und die Inzidenz von nichtvertebralen Frakturen und Infektionen im Verlauf von 3 Jahren.
Die in der Pressemitteilung herausgestellte Senkung der Infektionen um 11 % durch die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren war bei einer relativen Inzidenzrate (IRR) von 0,89 und einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,78 bis 1,01 nicht signifikant. Der signifikante Rückgang bei den Infektionen der oberen Atemwege (IRR 0,90; 0,81 bis 0,99) und der Harnwege (IRR 0,38; 0,2 bis 0,62) sind das Ergebnis einer Post hoc-Analyse, die erst noch durch weitere Studien bestätigt werden müsste.
Das gilt auch für die Reduktion des systolischen Blutdrucks durch Vitamin D bei Männern um 2,5 mmHg und für das um 16 % niedrigere Risiko von jeglichen Infektionen bei den jüngeren Teilnehmern (70 bis 74 Jahre). Das Problem bei Post hoc-Analysen ist, dass bei einer längeren Suche nach einem günstigen Ergebnis das Risiko steigt, auf einen Zufallsbefund zu stoßen, der sich in späteren Untersuchungen nicht bestätigen lässt. © rme/aerzteblatt.de
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Typisch Schrottstudie
mit 2000IE Vitamin D hat man auch null Wirkung (sollte man mal mit 10.000 IE pro Tag probieren)
1000mg Omega 3: ebenfalls homöopathisch, wie hoch ist da der EPA Anteil (ca. 150mg?)? Wirkungen laut Studien erst ab 2000-3000mg EPA pro Tag.
Also logisch, dass in der Studie kein Effekt herauskommt.

Blut?

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