Medizin
Studien: Auch über 70-Jährige profitieren von Senkung des Cholesterins
Donnerstag, 12. November 2020
Kopenhagen und Boston – Bei Senioren im Alter von über 70 Jahren kommt es infolge eines erhöhten LDL-Cholesterins häufiger zu einem Herzinfarkt oder anderen atherosklerotischen Erkrankungen als bei jüngeren Menschen. Dies kam in einer Beobachtungsstudie aus Dänemark im Lancet (2020; DOI: 10.1016/S0140-6736(20)32233-9) heraus. Eine Metaanalyse kommt zu dem Ergebnis, dass eine medikamentöse Behandlung das Risiko auch im höheren Alter senken kann (Lancet, 2020; DOI: 10.1016/S0140-6736(20)32332-1).
Die Atherosklerose ist eine chronische Erkrankung, die mit einer Verengung der Blutgefäße verbunden ist und das Risiko auf thrombotische Ereignisse wie einen Herzinfarkt steigert. Die Veränderungen an den Blutgefäßen nehmen im Verlauf des Lebens immer weiter zu, weshalb auch das Risiko von atherosklerotischen Ereignissen mit dem Alter steigt.
Dennoch sinkt mit zunehmendem Alter die Zahl der Patienten, die Medikamente zur Senkung des Cholesterinwerts erhalten, obwohl diese Behandlung nachweislich das Fortschreiten der Atherosklerose bremsen kann. Viele Ärzte übersehen die Bedrohung ihrer älteren Patienten oder sie sind nicht vom Nutzen der Behandlung überzeugt.
Eine Beobachtungsstudie aus Dänemark zeigt jetzt, dass die Zahl der atherosklerotischen Ereignisse mit dem Alter steigt und dass ein erhöhter LDL-Cholesterinwert das Risiko erhöht.
Die „Copenhagen General Population Study“ hat in den Jahren 2003 bis 2015 eine repräsentative Stichprobe von 91.131 Erwachsenen begleitet, darunter waren auch 3.188 Personen im Alter von 80 bis 100 Jahren. Bei der Erstuntersuchung wurde unter anderem das LDL-Cholesterin bestimmt. Alle Teilnehmer wiesen zu diesem Zeitpunkt weder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder einen Diabetes auf und nahmen keine Statine ein.
Ein Team um Børge Grønne Nordestgaard von der Universität Kopenhagen hat den Einfluss der LDL-Werte auf spätere atherosklerotische Erkrankungen untersucht. Während einer Nachbeobachtungszeit von 7,7 Jahren ist es bei 1.515 Teilnehmern erstmals zu einem Herzinfarkt und bei 3.389 Teilnehmern zu einer atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankung gekommen, wobei der Cholesterinwert zu den wichtigen Risikofaktoren gehörte. Jeder Anstieg des LDL-Cholesterins um 1 mmol/l steigerte das Herzinfarktrisiko um 34 %.
Der Einfluss wurde mit zunehmendem Alter stärker: Bei den 80- bis 100-Jährigen war jeder Anstieg des LDL-Cholesterins um 1 mmol/l mit 2,5 zusätzlichen Herzinfarkten auf 1.000 Personenjahre verbunden. In der Altersgruppe der 50 bis 59-Jährigen waren es nur 0,5 zusätzliche Herzinfarkte auf 1.000 Personenjahre pro Anstieg des LDL-Cholesterins um 1 mmol/l. Für alle atherosklerotischen Erkrankungen betrugen die Anstiege in den beiden Altersgruppen 4,0 beziehungsweise 0,5 auf 1.000 Personenjahre pro Anstieg des LDL-Cholesterins um 1 mmol/l.
Dies bedeutet, dass eine Senkung des Cholesterinwerts im höheren Alter einen größeren Nutzen haben könnte. Nordestgaard macht dies anhand der Number Needed to Treat (NNT) deutlich. Das ist die Zahl der Patienten, die 5 Jahre behandelt werden müssten, um 1 Ereignis zu vermeiden. Je niedriger die NNT, desto größer wäre der Nutzen.
Unter der Voraussetzung, dass die Behandlung das Herzinfarktrisiko um 30 % senkt, was bei Cholesterinsenkern realistisch erscheint, ermittelt Nordestgaard für die Altersgruppe ab 80 eine NNT von 80. Bei den 70- bis 79-Jährigen betrug die NNT 145, bei den 50 bis 59-Jährigen dagegen 439. Für die Vermeidung von atherosklerotischen Erkrankungen ermittelt Nordestgaard eine ähnliche Tendenz für einen höheren Nutzen mit zunehmendem Alter (NNT von 42, 88 und 345 in den 3 genannten Altersgruppen).
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Diese Werte gelten allerdings nur für den Fall, dass der Nutzen der Cholesterinsenker, der in randomisierten klinischen Studien zumeist für jüngere Patienten belegt werden konnte, auch auf ältere Menschen zutrifft. Hierfür gibt es mittlerweile gute Zahlen, die ein Team um Marc Sabatine vom Brigham and Women’s Hospital in Boston in einer Metaanalyse ermittelt hat.
In 29 randomisierten kontrollierten Therapiestudien zu Statinen, Ezetimib und den neueren PCSK9-Inhibitoren waren 21.492 Teilnehmer 75 Jahre oder älter. In dieser Gruppe war die Senkung des LDL-Cholesterins mit einem Rückgang von schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Ereignissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall um 26 % verbunden (relatives Risiko 0,74, 95-%-Konfidenzintervall 0,61 bis 0,89).
Die Cholesterinsenker verhinderten kardiovaskuläre Todesfälle (relatives Risiko 0,85; 0,74 bis 0,98), Herzinfarkte (relatives Risiko 0,80; 0,71 bis 0,90), Schlaganfälle (relatives Risiko 0,73; 0,61 bis 0,87) und die Notwendigkeit von Katheterebehandlungen (relatives Risiko 0,80; 0,66 bis 0,96). Dabei war kein wesentlicher Unterschied zu jüngeren Altersgruppen erkennbar. © rme/aerzteblatt.de
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Vorbeugen ist besser als heilen
offensichtlich keine Ahnung haben. Beispielsweise enthalten weichgekochte Eier sehr viel weniger
LDL-Cholesterin als hartgekochte Eier oder Rührei oder Spiegelei. Wer weiß das schon ? Haferflocken
sind hervorragende LDL-Cholesterinsenker und DHA-Fischöl als Nahrungsergänzung. Schweinefleisch
ist ein Sterbensmittel, wer viel davon isst, bekommt zwingend einen hohen Cholesterinspiegel. In den
meisten Altersheimen wird als Fleisch nur Schweinefleisch gereicht, das hat Kostengründe. Darf ich
noch bemerken, daß Statine dem Körper Q10 entziehen und damit mehr schädlich als nützlich sind.
Damit verstärken Statine eine vorhandene Herzinsuffizienz.

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