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Medizin

SARS-CoV-2: Übertragung unter US-Rekruten trotz doppelter Quarantäne

Donnerstag, 12. November 2020

/Bumble Dee, stock.adobe.com

New York – Eine Quarantäne kann eine Infektionskette mit SARS-CoV-2 nicht immer durchbrechen. In einer Studie unter angehenden US-Rekruten kam es trotz einer Quaran­täne unter militärischer Aufsicht zu einer Reihe von Infektionen, die laut einer Studie im New England Journal of Medicine (2020; DOI: 10.1056/NEJMoa2029717) ohne Tests nicht aufgefallen wären.

Angesichts steigender Infektionszahlen in der Bevölkerung und einer Epidemie auf dem Flugzeugträger U.S.S. Theodore Roosevelt, wo sich innerhalb weniger Wochen 1/4 der Besatzung infizierte, geht das US-Militär bei der Ausbildung neuer Rekruten auf Nummer sicher. Alle Anwärter müssen sich vor dem Eintreffen in der Kaserne für 2 Wochen in Quarantäne begeben. In der Kaserne selbst folgt dann noch einmal eine Quarantäne von 2 Wochen.

Während dieser Zeit tragen alle Rekruten Stoffmasken. Sie werden angewiesen, sich einander nicht auf weniger als 2 Meter zu nähern und sich regelmäßig die Hände zu waschen. Die Rekruten werden in 2-Bettzimmern (statt der üblichen Schlafsäle) untergebracht, und der Unterricht in Theorie und Praxis findet ausschließlich im Freien statt. Zwischen den Lehrgängen werden alle Bereiche der Kaserne einer gründlichen Reinigung mit einem Bleichmittel unterzogen.

Diese Maßnahmen haben in einer Untersuchung, die ein Team um Harm van Bakel von der Icahn School of Medicine in New York in einer US-Kaserne durchgeführt hat, weder die Einschleppung der Viren noch deren Ausbreitung verhindert. Schon in den ersten beiden Tagen nach dem Eintreffen in der Kaserne wurden 16 von 1.848 Rekruten (0,9 %) in Abstrichen positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Bei den weiteren Tests an den Tagen 7 und 14 kamen 35 weitere Infektionen (1,9 %) hinzu.

Nur 5 der 51 Infizierten zeigten bei dem Test Symptome einer Erkrankung (wie auch ein tägliches symptombasiertes Screening keine einzige Infektion erkannt hatte). Unter 1.554 weiteren Rekruten der gleichen Lehrgänge, die eine Teilnahme an der Studie abgelehnt hatten, wurden später 26 Infektionen nachgewiesen (1,7 %). Insgesamt war es also während der 2-wöchigen Grundausbildung bei 3.467 Rekruten zu 77 Infektionen (2,2 %) gekommen. Später wurde auch ein Ausbilder positiv getestet.

Durch die Genomanalysen der Erreger konnten die Forscher 6 verschiedene Cluster identifizieren. Die Ausbrüche waren fast immer auf die einzelnen Gruppen („platoon“) begrenzt. Bei einem Drittel der Infizierten war auch der Zimmergenosse infiziert.

Die Untersuchung zeigt nach Ansicht von van Bakel, dass eine doppelte Quarantäne und ein symptombasiertes Screening nicht in der Lage sind, die Einschleppung von Viren in die Truppe zu verhindern. Auch außerhalb des Militärs dürfte eine freiwillige Quarantäne ohne abschließende Abstrichuntersuchung lückenhaft bleiben. © rme/aerzteblatt.de

Kommentare

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Avatar #830245
Hortensie
am Freitag, 13. November 2020, 12:46

In geschlossenen Räumen bringt auch ein Abstand von 2 Metern nichts

Wenn sich mehrere Menschen in einem Raum länger aufhalten, sind m. E. 2 Meter Abstand noch viel zu wenig.
Vermutlich kommt es, je nach Raumgröße und Personenanzahl auf den Abstand gar nicht mehr an.
Denn Luft hat keine Balken und hält sich nicht an einen Abstand.
Avatar #642541
Bürger59
am Donnerstag, 12. November 2020, 18:50

Falsche Schlussfolgerung

Die Untersuchung ist sehr interessant, doch die Schlußfolgerung die der Autor daraus zieht, ist im Rahmen des Corona-Mainstreams zwar erwartbar, nichtsdestotrotz aber doch sehr deprimierend - ich zitiere:
"Die Untersuchung zeigt nach Ansicht von van Bakel, dass eine doppelte Quarantäne und ein symptombasiertes Screening nicht in der Lage sind, die Einschleppung von Viren in die Truppe zu verhindern. Auch außerhalb des Militärs dürfte eine freiwillige Quarantäne ohne abschließende Abstrichuntersuchung lückenhaft bleiben."

Die "abschließende Abstrichuntersuchung" bei einem völlig symptomlosen jungen Menschen, hier Rekruten, schließt keine Lücke sondern bringt nur eine einzige Erkenntnis, die aber keine Folgen zeitigt. Eine Ausbreitung dieses Virus ist offensichtlich nicht zu verhindern und in einer so jungen, eher gesunden Population auch nicht bedenklich - zumindest nicht bedenklicher als bei anderen verwandten Viren, bei Entstehung einer gewissen Immunität sogar wünschenswert, um vielleicht dann wirkliche Risikopersonen später zu schützen.
In schlüssiger Konsequenz müsste z. Bsp. diese Studie das sofortige Ende der massiv ressourcenvergeudenden Einzelkontaktverfolgungsversuche unserer Gesundheitsämter bedeuten, die sich dann endlich wieder den ihnen gemäßen Aufgaben zuwenden könnten. Denn selbst bei erfolgreicher Aufspürung von Kontaktpersonen bringt ja sogar die hier erwähnte doppelte Quarantäne nichts. Wichtig sind nur Cluster von infizierten Kranken - hier muss natürlich nachgeforscht werden. Aber es wird sich nichts ändern - es wird abgestrichen bis zur Bewusstlosigkeit, jetzt mit nutzlosen Schnelltests und noch mehr Personal rekrutiert um "Kontaktverfolgung" zu betreiben. Gerne, wie auf zahlreichen Fotos aus den Gesundheitsämtern zu sehen ist, von jungen gesunden Menschen, die vor einem PC sitzen mit Maske und Visier, der nächste Kollege 2 m entfernt.
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