Politik
AOK-Gemeinschaft plädiert für nachhaltigere Arzneimittelproduktion
Donnerstag, 26. November 2020
Berlin – Falls sich robustere Lieferketten und umweltfreundliche Produktionsbedingungen vertragsrechtlich nicht durchsetzen ließen, ist die Politik gefordert, Maßnahmen für mehr Verlässlichkeit in der Arzneimittelproduktion in die Wege zu leiten. Dies fordert Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg und Federführer der AOK-Gemeinschaft für die bundesweiten Generikaverträge.
„Wenn es nur nach den öffentlichen Bekenntnissen geht, sind sich derzeit alle Akteure des Arzneimittelmarkts einig, dass internationale Abhängigkeiten der Lieferketten reduziert werden sollten, um künftige Lieferengpässe – besonders bei lebenswichtigen Arzneimitteln wie Antibiotika – auszuschließen", konstatierte Bauernfeind. Doch wenn es konkret werde, sehe es leider ganz anders aus.
Bauernfeind zeigt sich enttäuscht von Reaktionen pharmazeutischer Unternehmen, die derzeit mit rechtlichen Schritten gegen eine von der AOK Mitte September veröffentlichte Sonderausschreibung für Antibiotikawirkstoffe vorgehen. Die Ausschreibung berücksichtige auch besonderes Engagement für Liefersicherheit und Umweltschutz.
Zwar gebe es auch eine ganze Reihe von Bietern, die grundsätzlich als künftige Vertragspartner der Sondertranche in Frage kämen, erklärte Bauernfeind. „Doch wir dürfen erst dann Zuschläge erteilen, wenn die Nachprüfungsanträge vom Tisch sind, mit denen momentan Unternehmen gegen unsere Ausschreibungskriterien vorgehen“.
Im Design der Ausschreibung habe man die Zuschlagskriterien so erweitert, dass robustere Lieferketten und Umweltschutzaspekte zum Tragen kämen, und nicht einfach nur der günstigste Anbieter berücksichtigt wird – zudem erfolge die Ausschreibung im Mehrpartnermodell.
Die AOK habe damit alle Vorschläge aufgegriffen, die Vertreter der Politik und diverser Interessenverbände der Pharmahersteller regelmäßig propagierten, um die Abhängigkeit von fernöstlichen Herstellungsorten zu reduzieren, wo sich insbesondere die Wirkstoffproduktion konzentriere. Nun fordere die Industrie, diese Kriterien wieder zurückzunehmen. © EB/aerzteblatt.de

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