Ärzteschaft
Bürger sind bereit, Daten für Gesundheitszwecke bereitzustellen
Mittwoch, 25. November 2020
Berlin – Epidemiologische Forschung und die Überwachung von Krankheitsverläufen zur Seuchenbekämpfung braucht Daten. Grundsätzlich wären viele Bürger dazu bereit, diese zur Verfügung zu stellen, wenn absolut klar ist, wozu und von wem diese Daten genutzt werden.
Diese Auffassung vertrat Dirk Brockmann, Leiter der Forschungsgruppe „Epidemiologische Modellierung von Infektionskrankheiten“ am Robert-Koch-Institut (RKI), auf der Veranstaltung „Corona-Pandemie: Impulse für ein digitaleres Gesundheitssystem“ des IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung.
Brockmann erläuterte in seinem Impulsvortrag verschiedene Projekte der digitalen Epidemiologie – dabei kommen neue Technologien wie Smartphones oder Smartwatches zum Einsatz, um die Verbreitung von Krankheiten innerhalb eines Landes oder einer Region zu erfassen und zu beschreiben.
Laut Brockmann wäre so zum Beispiel möglich, über die GPS-Daten in den Smartphones Bewegungsprofile der Besitzer zu erstellen und damit die Kontaktnachverfolgung bei einer Coronainfektion erheblich zu vereinfachen.
Einem solchen flächendeckenden Einsatz stünden in Deutschland aber erhebliche Datenschutzbedenken entgegen. Brockmann plädierte dafür, ein Schwarz-Weiß-Denken in diesem Bereich zu verlassen. Auch wer chinesische Verhältnisse ablehne – wo persönliche Daten regelmäßig erfasst und zentral ausgewertet werden – müsse auf die Vorteile einer digitalen Epidemiologie nicht verzichten, so der Wissenschaftler.
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Wichtig sei, auf Freiwilligkeit zu setzen. „Außerdem müssen Sie als Forscher absolut gläsern sein“, so Brockmann. Das bedeute, den Bürgern, die ihre Daten teilten, müsse zu jeder Zeit klar sein, wozu diese dienten – und wozu nicht. Die Erfahrungen mit der sogenannten Coronadatenspende in diesem Frühjahr hätten dies belegt, denn innerhalb kürzester Zeit hätten sich eine halbe Million Menschen dazu angemeldet.
„Ich würde die Corona-Warn-App auch nutzen, wenn sie nicht zu 100 Prozent auf Datenschutz optimiert wäre. Ich gebe lieber dem Robert-Koch-Institut meine Daten als Google“, stimmte ihm ein Teilnehmer der Onlineveranstaltung über die Kommentarfunktion zu.
Bei der „Datenspende“-App des RKI, die Informationen aus Fitnesstrackern zur Eindämmung des Coronavirus sammeln soll, hatten sich in diesem Frühjahr in kurzer Zeit gut 509.000 Nutzer angemeldet.
Die Idee hinter der App war, dass sich Coronavirussymptome auch von Vitaldaten ableiten lassen könnten, zum Beispiel vom Verhältnis von Schrittzahl zu Herzfrequenz. Solche Informationen werden routinemäßig von Computeruhren sowie vielen Fitnessarmbändern erfasst. © hil/aerzteblatt.de

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