Politik
Nationale Reserve für Schutzausrüstung soll in drei Phasen anlaufen
Donnerstag, 26. November 2020
Berlin – Die nationale Reserve für Schutzausrüstung, die das Bundeskabinett im Juni beschlossen hatte, soll aus drei Phasen bestehen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage der FDP-Abgeordneten Sandra Weeser hervor, die dem Deutschen Ärzteblatt vorliegt.
In einer ersten Phase soll die nationale Reserve demnach kurzfristig mit Bestand an Schutzausrüstung, die in den vergangenen Monaten beschafft worden sei, aufgebaut werden. Das soll aber nur gelten, sofern diese nicht derzeit für die aktuelle Versorgung benötigt werde, heißt es.
In einer zweiten Phase soll mittelfristig die nationale Reserve auch mit Schutzausrüstung aus nationaler Produktion befüllt werden. In einer dritten Phase ab 2022 soll der Bedarf weitgehend durch inländische Produktion abgedeckt sein. Dabei wolle man aber auch die Möglichkeiten der europäischen Kooperation prüfen und verfolgen.
Die Reserve soll den Bedarf des Gesundheitssektors und des Bundes für bis zu sechs Monate decken, schreibt Thomas Gebhart, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Mindestbevorratung solle der Bedarf für einen Monat sein. Die Reserve solle auch die humanitäre Hilfe mit Schutzausstattung an die Weltgesundheitsorganisation und Drittstaaten ermöglichen.
Die Regierung hatte die „Nationale Reserve Gesundheitsschutz“ (NRGS), wie sie offziell heißt, bereits am 3. Juni 2020 im Bundeskabinett beschlossen. Sie soll die zeitgerechte Verfügbarkeit von Sanitätsmaterial (Arzneimittel, Medizinprodukte und sonstiges Material zur Versorgung von Patienten) und persönlicher Schutzausrüstung (PSA) für das Gesundheitssystem – bei Bedarf für vulnerable Gruppen der Bevölkerung, Verwaltung und Wirtschaft sowie für kritische Infrastrukturen – sicherstellen.
Zu Beginn soll die NRGS dem BMG zufolge primär persönliche Schutzausrüstung – vor allem partikelfiltrierende Gesichtshalbmasken – umfassen. Sie sei „schrittweise und lageabhängig“ um andere aus medizinischer Sicht notwendige Verbrauchs- und Versorgungsgüter zu ergänzen, betont das BMG. Überlegungen zu Art und Umfang des zukünftig zu bevorratenden Materials dauerten an.
Kritik daran kommt von der FDP. „Ein halbes Jahr nach Kabinettsbeschluss scheint die Bundesregierung keinen Plan zu haben, welche Güter sie zukünftig bevorraten will“, sagte die FDP-Abgeordnete Weeser dem Deutschen Ärzteblatt. Die nationale Reserve sollte „strategisch und sicher“ aufgestellt sein.
Sie müsse beinhalten, was genau und wieviel davon Deutschland für den Gesundheitsschutz künftig bereithalten müsse. „Das sollte die Bundesregierung nicht wieder in Endlosberatungen vertagen und verschlafen. Andere Länder wie China sind da nämlich deutlich entscheidungsfreudiger“, sagte Weeser.
Details waren bislang zur NRGS nicht bekannt. Letzte Woche teilte die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag mit, dass man rund eine Milliarde Euro für die Bereitstellung einer nationalen Reserve einplane. © may/aerzteblatt.de

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