Politik
Koalition stärkt Altenpflege und bewilligt mehr Steuergelder im Gesundheitsfonds
Donnerstag, 26. November 2020
Berlin – Mehr Personal in der Altenpflege, mehr Unterstützung bei Hebammenstellen und neue Finanzregelungen für Krankenkassen in der Pandemie: Der Bundestag hat heute mit den Stimmen der Regierungskoalition das Gesundheitsversorgungs- und Pflegeverbesserungsgesetz (GPVG) verabschiedet.
In dem Gesetz mit vielen Einzelmaßnahmen sind unter anderem die Finanzierung von 20.000 Pflegehilfskräften in der Altenpflege, für 600 Hebammenstellen sowie Finanzregelungen für die pädiatrische Kliniken.
In der Debatte verteidigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sein Gesetz: Die Regierung habe weitere Schritte für die hochwertige Pflege sowie für die Stärkung der Pflegeberufe auf den Weg gebracht.
Die Kritik, die vielen Stellen aus den Programmen der vergangenen Jahre seien in der Pflege aber noch gar nicht besetzt, ließ er nicht durchgehen: „Der Arbeitsmarkt ist leergefegt. Aber wir sorgen dafür, dass die Pflegestellen mittlerweile verlässlich finanziert sind“, so Spahn.
Außerdem daure es, bis der Vertrauensverlust in der Pflege wieder ausgeglichen ist und die früheren Pflegekräfte in die Versorgung zurück kehren. An die Adresse der Krankenkassen, die zunächst kein gutes Haar am GPVG gelassen hatten, sagte Spahn, dass es nach nun zehn Jahren der guten Entwicklungen mehr Solidarität der Krankenkassen geben müsse.
Die Rücklagen seien für schlechtere Zeiten und diese seien nun in diesem Jahr. Insgesamt gebe der Bund nun fast 20 Milliarden Euro in den Gesundheitsfonds, fünf Milliarden Euro mehr als bislang. Um das prognostizierte Defizit von 16 Milliarden Euro zu schließen, müssen die Krankenkassen acht Milliarden aus den Überschüssen in den Reserven finanzieren.
Sabine Dittmar, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, kritisierte an der Haltung der Krankenkassen zum Gesetz. Es sei richtig, dass „im Sinne des Gemeinwohls“ nun die „Beitragszahler nicht alleine gelassen“ werden. Auch sei der Bundeszuschuss zum Gesundheitsfonds noch nie so hoch gewesen. „Es ist jetzt besser, dass die Beiträge in den Gesundheitsfonds kommen“, so Dittmar. Außerdem habe die Koalition bei kleinen Krankenkassen Sonderregelungen möglich gemacht.
Auch Karin Maag, gesundheitspolitische Sprecherin der Union, erklärte, dass die Regierung nicht nur „redet, wir machen auch“. Das Gesetz bringe in vielen Bereichen Verbesserungen, bei jungen Zahnärzten, bei Pflegekräften, für die Pädiatrie im ländlichen Raum. An die Krankenkassen gerichtet erklärte auch sie, dass diese ihren „Beitrag leisten müssten“. Es sei für sie logisch, dass die Rücklagen in den Gesundheitsfonds fließen müssten.
Die Opposition kritisiert das Gesetz als „für jeden etwas dabei“ (Andrew Ullmann, FDP), als „Kessel Bundes“ (Pia Zimmermann, Linke) und sieht die Beitragszahler als „Zahlmeister der Coronapolitik“ (Uwe Witt, AfD) sowie „es bleibt alles auf halber Strecke stehen“ (Kirsten Kappert-Gonther, Grüne).
Ullmann, Gesundheitsexperte der FDP-Fraktion, sieht die Beitragsstabilität für die gesetzliche Krankenversicherung nur bis zur Bundestagswahl gewährleistet. „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!“, rief er.
Zimmermann von den Linken sieht durch das Gesetz keine Verbesserungen für die Pflege, die Zeit für Pflege am Pflegebedürftigen werde nicht mehr und es könnte zu einer deutlichen „Verrichtungspflege“ kommen. Daher müsse es bessere Löhne und Arbeitsbedingungen geben.
Ähnlich äußerte sich die Gesundheitsexpertin der Grünen, Kappert-Gonther: Es reiche nicht, zusätzliche Stellen in der Pflege und Geburtshilfe auf dem Papier zu haben. „Diese Stellen müssen auch besetzt werden.“ Bei den Finanzen der Krankenkassen gebe es „ein historisches Defizit“, das nicht mehrheitlich der Pandemie geschuldet sei.
„Durch undurchdachte und teure Gesetze haben sie das selbst verursacht“, so Kappert-Gonther in Richtung Regierungsfraktionen. Vor allem das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) sei „sehr teuer, aber in der Versorgung keinen Schritt nach vorne“ gewesen. © bee/aerzteblatt.de

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