Medizin
Schlafstörungen: Z-Drugs haben bei Demenzpatienten erhöhte Risiken
Dienstag, 8. Dezember 2020
Norwich – Die nach den Anfangsbuchstaben ihrer Wirkstoffe auch in Deutschland als Z-Drugs bezeichneten Schlafmittel erhöhen nach den Ergebnissen einer Beobachtungsstudie in BMC Medicine (2020; DOI: 10.1186/s12916-020-01821-5) bei Demenzpatienten das Risiko von Knochenbrüchen, Stürzen und Schlaganfällen. Das Risiko scheint weitgehend auf hohe Dosierungen beschränkt zu sein.
Die Nicht-Benzodiazepin-Agonisten Zolpidem, Zopiclon und Zaleplon sollen aufgrund ihrer kürzeren Halbwertzeit sicherer sein als Benzodiazepine. Sie werden deshalb zunehmend auch bei Patienten mit einem erhöhten Risiko von Nebenwirkungen eingesetzt, zu denen Menschen mit Demenzerkrankungen gehören.
Demenzen gehen häufig mit Schlafstörungen einher, die die Betreuung erschweren können. Ob Z-Drugs oder andere Schlafmittel bei diesen Personen zu einem besseren Schlaf führen, ist nicht bekannt. Die Wirksamkeit von Z-Drugs, aber auch von Benzodiazepinen ist laut der Cochrane-Collaboration niemals in randomisierten Studien untersucht worden.
Die Mittel werden trotzdem eingesetzt, wie eine Analyse der elektronischen Krankenakten zeigt, die das Clinical Practice Research Datalink (CPRD) in England verwaltet. Von 27.090 Demenzpatienten im Alter von durchschnittlich 83 Jahren hatten 3.532 Z-Drugs verordnet bekommen, davon 584 (17 %) in einer erhöhten Dosis (äquivalent zu 7,5 mg Zopiclon).
Kathryn Richardson von der University of East Anglia in Norwich hat untersucht, ob es bei den Anwendern häufiger zu Komplikationen gekommen ist als bei Demenzpatienten mit Schlafstörungen, die keine Schlafmittel erhalten hatten. Für Frakturen, Hüftfrakturen, Stürze und ischämische Schlaganfälle war dies für die hohe Dosis der Z-Drugs der Fall.
Die Hazard Ratios betrugen 1,67 (95-%-Konfidenzintervall 1,13 bis 2,46) für Knochenbrüche, 1,96 (1,16 bis 3,31) für Hüftfrakturen, 1,33 (1,06 bis 1,66) für Stürze und 1,88 (1,14 bis 3,10) für ischämische Schlaganfälle. Die Zusammenhänge waren demnach statistisch signifikant.
Frakturen und Stürze lassen sich auf die erhöhte Müdigkeit am Tag nach der Einnahme der Medikamente zurückführen. Der Grund für ein erhöhtes Schlaganfallrisiko ist unbekannt. Auf ein mögliches Risiko hatten jedoch bereits frühere Studien hingewiesen.
Für Demenzpatienten, die mit Z-Drugs in niedrigen Dosierungen behandelt wurden (äquivalent zu 3,75 mg Zopiclon oder weniger), war kein erhöhtes Risiko auf die Nebenwirkungen nachweisbar. Bei einem Vergleich mit den klassischen Benzodiazepinen war kein Vorteil für die Z-Drugs erkennbar – mit Ausnahme einer niedrigeren Sterblichkeit (Hazard Ratio 0,73; 0,64 bis 0,83).
Richardson rät aufgrund der Ergebnisse, die Schlafstörungen von Demenzpatienten, wenn überhaupt, mit Z-Drugs in einer möglichst niedrigen Dosierung zu behandeln. © rme/aerzteblatt.de
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Z-Drugs - erhöhte Risiken.........

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