Medizin
Endometriose: Solarien und Sonnenbrände könnten Erkrankungsrisiko in sonnenarmen Regionen erhöhen
Montag, 14. Dezember 2020
Tucson/Arizona – Frauen, die als Jugendliche oder junge Erwachsene häufiger Solarien aufgesucht und in der Freizeit öfter Sonnenbrände erlitten hatten, erkrankten im späteren Leben eher an einer Endometriose, wobei Frauen aus nördlichen Staaten der USA ein höheres Risiko hatten als Bewohnerinnen der sonnenreicheren Südstaaten. Dies zeigen die Ergebnisse einer prospektiven Beobachtungsstudie in Human Reproduction (2020; DOI: 10.1093/humrep/deaa280).
Eine Endometriose spielt sich unterhalb der Oberfläche des Körpers ab. Schleimhautzellen der Gebärmutter, die sich – in der Regel aus unbekannten Gründen – außerhalb des Uterus angesiedelt haben, lösen im monatlichen Zyklus Unterleibsbeschwerden aus, da die Schleimhaut nicht mit der monatlichen Blutung aus dem Körper ausgestoßen werden kann.
Ein Bezug der Endometriose zum Sonnenlicht erscheint auf den ersten Blick nicht plausibel. Frühere epidemiologische Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass Frauen mit einer Endometriose häufiger an einem kutanen Melanom erkranken. Leslie Farland von der Universität von Arizona in Tucson hat den Zusammenhang jetzt an den Daten der Nurses’ Health Study II untersucht, die seit 1989 mehr als 115.000 Frauen begleitet.
Bei der ersten Untersuchung waren die Frauen gebeten worden, sich an die Sonnenbrände ihrer Kindheit und Jugend zu erinnern, später wurden sie auch nach dem Besuch von Solarien befragt. Für beide Ereignisse, die mit einer erhöhten Exposition mit UV-A verbunden waren, konnte Farland eine dosisabhängige Korrelation nachweisen.
Der häufige Besuch von Solarien während der High School- und College-Zeiten (6 Mal pro Jahr oder häufiger) war mit einem um 19 % erhöhten Risiko auf eine spätere laparoskopische Diagnose einer Endometriose assoziiert. Die Hazard Ratio von 1,19 war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,01 bis 1,40 signifikant. Frauen, die im Alter von 25 bis 35 Jahren 6 Mal im Jahr oder häufiger Solarien aufsuchten, hatten ein um 24 % erhöhtes Risiko auf eine spätere Endometriose (Hazard Ratio 1,24; 1,12 bis 1,39).
Auch die Anzahl der Sonnenbrände während der Pubertät und die Verwendung von Sonnenschutzmittel im Erwachsenenalter waren positiv mit dem Risiko einer späteren Endometriose assoziiert.
Dagegen litten Frauen, die in den Südstaaten aufgewachsen sind, später seltener an einer Endometriose. Eine hohe UV-Exposition am Geburtsort (Hazard Ratio 0,81; 0,72 bis 0,92), im Alter von 15 Jahren (Hazard Ratio 0,79; 0,70 bis 0,88) und im Alter von 30 Jahren (Hazard Ratio 0,90; 0,82 bis 0,99) war mit einem verringerten Risiko für eine Endometriose verbunden.
Das sind auf den ersten Blick widersprüchliche Ergebnisse. Farland versucht sie wie folgt auf einen Nenner zu bringen: Das Sonnenlicht enthalte einen höheren UVB-Anteil, der die Produktion von Vitamin D in der Haut fördere. Vitamin D unterdrücke proinflammatorische Reize und habe eine günstige Wirkung auf die Immunfunktion. Dies könnte die schädliche Wirkung des UVA-Anteils in Solarien ausgleichen, der sich offenbar Frauen aus nördlichen Regionen auf der Suche nach einem besseren Teint vermehrt aussetzen, was sich auch in der vermehrten Verwendung von Lichtschutzmitteln zeige.
Die Rolle von Vitamin D war bereits Gegenstand einer früheren Analyse der Nurses’ Health Study II. Damals stellte man fest, dass eine vermehrte Aufnahme von Vitamin D mit der Nahrung mit einem verminderten Risiko auf eine Endometriose verbunden war (American Journal of Epidemiology, 2013; DOI: 10.1093/aje/kws247).
Dennoch ist ein Zusammenhang längst nicht bewiesen. Auch eine reverse Kausalität ist denkbar. Frauen, die an einer Endometriose leiden, könnten ein gesteigertes Bedürfnis auf ein „gesünderes“ Aussehen haben und deshalb eher geneigt sein, Solarien aufzusuchen, gibt der Herausgeber von Human Reproduction, Nils Lambalk von der Vrije Universiteit Amsterdam zu bedenken. © rme/aerzteblatt.de
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