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Medizin

Studie: Mit dem Verzehr von rotem Fleisch steigt das Herzinfarktrisiko

Freitag, 11. Dezember 2020

/dpa

Boston – Wer auf den häufigen Verzehr von Rindersteak, Schweinekotelett und andere Mahlzeiten mit rotem Fleisch verzichtet und seinen Proteinbedarf vermehrt durch Bohnen, Nüsse, Soja oder andere hochwertige pflanzliche Lebensmittel deckt, erkrankt nach den Ergebnissen einer prospektiven Beobachtungsstudie im Britischen Ärzteblatt (BMJ, 2020; DOI: 10.1136/bmj.m4141) seltener an einer koronaren Herzkrankheit (KHK).

Ernährungswissenschaftler raten seit einigen Jahren von einem zu häufigen Verzehr von rotem Fleisch und Wurstwaren ab. Als Grund wird eine Reihe von epidemiologischen Studien angeführt, die auf ein erhöhtes Risiko von schweren chronischen Erkrankungen hinweisen.

Ein Team um Walter Willett von der TH Chan School of Public Health in Boston hat jetzt die Auswir­kungen auf die KHK näher untersucht. Grundlage waren die Daten der Health Professionals Follow-Up Study, die eine Gruppe von 43.272 männlichen Angehörigen aus Gesundheitsberufen seit 1986 begleitet.

Die Teilnehmer füllen alle 4 Jahre einen detaillierten Fragebogen zu ihrer Ernährung aus und geben Auskunft über ihre Krankengeschichte und ihren Lebensstil. Die häufigen Ernährungsanamnesen und die lange Nachbeobachtungszeit von mittlerweile 30 Jahren gehören zu den Stärken der Kohorte.

Bis zum Jahr 2016 ist es zu 4.456 Herzinfarkten gekommen, von denen 1.860 tödlich endeten. Das Risiko stieg mit der Zahl der Mahlzeiten mit Fleisch oder Wurstwaren. Willett konnte in den Modellen nachein­ander eine Vielzahl von anderen Begleitfaktoren ausschließen.

Dazu gehörten neben dem Alter und dem Jahr der Befragung ethnische Zugehörigkeit, Familienstand und Lebensform, Beruf, Arbeitsstatus, Raucherstatus, körperliche Aktivität, Body Mass Index und Kalorien­zufuhr, Alkoholkonsum, Einnahme von Multivitaminen oder Aspirin sowie die Familienanamnese zu KHK oder Schlaganfall.

An dem mit dem Verzehr von rotem Fleisch verbundenen Risiko änderte sich wenig. Mit jeder Portion pro Tag erhöhte sich das KHK-Risiko um 12 % (adjustierte Hazard Ratio 1,12; 95-%-Konfidenzintervall 1,06 bis 1,18). Die Assoziationen bestanden für unverarbeitetes rotes Fleisch (adjustierte Hazard Ratio 1,11; 1,02 bis 1,21) ebenso wie für Wurstwaren (adjustierte Hazard Ratio 1,15; 1,06 bis 1,25).

Der Ersatz von rotem Fleisch durch pflanzliche Nahrungsmittel mit einem hohen Proteingehalt war mit einem Rückgang des KHK-Risikos verbunden. Für jede tägliche Portion mit Nüssen, Hülsenfrüchten (wie Erbsen, Bohnen und Linsen) und Soja statt Fleisch ermittelte Willett ein um 14 % vermindertes KHK-Risiko (adjustierte Hazard Ratio 0,86; 0,80 bis 0,93). Wenn die pflanzlichen Nahrungsmittel die Wurstwaren ersetzten, war das Risiko um 17 % gesenkt (adjustierte Hazard Ratio 0,83; 0,76 bis 0,91).

Am deutlichsten waren die Vorteile für eine sojabasierte Ernährung: 2 ersetzte Mahlzeiten pro Woche senkten das KHK-Risiko um 33 % (adjustierte Hazard Ratio 0,67; 0,48 bis 0,93). Für Fischmahlzeiten wurde überraschenderweise keine protektive Wirkung gefunden. Eine mögliche Erklärung ist, dass in den USA Fisch vor allem als Fertiggericht auf den Tisch kommt.

Die Hazard Ratios fielen insgesamt gering aus. Auch für das oberste Fünftel der Fleischverzehrer, das in Durchschnitt 1,72 Fleischmahlzeiten am Tag hatte, betrug die adjustierte Hazard Ratio nur 1,28 (1,14 bis 1,45). Außerdem ist bei Beobachtungsstudien niemals sicher, dass nicht doch eine andere Ursache für das erhöhte Risiko von Fleischessern übersehen wurde.

Die Ergebnisse gelten streng genommen nur für US-Männer (allerdings mit überwiegend europäischer Herkunft). Dennoch spricht die Tatsache, dass rund ein Dutzend epidemiologischer Studien immer wieder zum gleichen Ergebnis gekommen ist, für eine Kausalität.

Als Mechanismen kommen laut Willett die ungünstigen Auswirkungen auf das LDL-Cholesterin, der niedrige Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, der mit der Eisenaufnahme verbundene oxidative Stress, die Metabolisierung von L-Carnithin durch Darmbakterien in das proatherogene Trimethylaminoxid („TMAO“) und ein Anstieg des Blutdrucks aufgrund der gesteigerten Salzaufnahme infrage. © rme/aerzteblatt.de

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