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Medizin

COVID-19: Metformin könnte Sterberisiko bei Frauen mit Typ-2-Diabetes senken

Dienstag, 8. Dezember 2020

/Sherry Young, stock.adobe.com

Minneapolis – Kann eine Behandlung mit Metformin, dem Standardmittel beim Typ-2-Diabetes, die Patienten im Fall einer Infektion mit SARS-CoV-2 vor einem Tod an COVID-19 schützen? Das Ergebnis einer retrospektiven Studie in Lancet Healthy Longevity (2020; DOI: 10.1016/S2666-7568(20)30033-7) hat US-Mediziner zu einer Therapiestudie veranlasst.

Ein Typ-2-Diabetes gehört zu den Risikofaktoren für einen schweren Verlauf einer Infektion mit SARS-CoV-2. Auch unter den Patienten des US-Krankenversicherers „UnitedHealth“ war die Sterblichkeit der Diabetiker hoch. Jeder fünfte Versicherte mit Typ-2-Diabetes oder Adipositas, der wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt werden musste, überlebte die Erkrankung nicht.

Eine Analyse, die Carolyn Bramante von der Universität von Minnesota in Minneapolis durchgeführt hat, ergab jedoch, dass die Patienten, die mit Metformin behandelt wurden, häufiger überlebten.

Von den 2.333 Personen in der Metformingruppe starben 394 (16,9 %) an COVID-19 verglichen mit 791 von 3.923 Patienten (20,2 %) in der Nicht-Metformingruppe. Bramante ermittelte eine Hazard Ratio von 0,802, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,701 bis 0,917 signifikant war.

In einer retrospektiven Auswertung von Krankenakten schleichen sich jedoch schnell Fehler ein, die sich aus der Ungleichverteilung der übrigen Risiken ergeben können. Tatsächlich waren die Patienten, die kein Metformin erhalten hatten, etwas älter, sie hatten etwas häufiger einen erhöhten Blutdruck und bei ihnen war häufiger eine koronare Herzkrankheit oder eine Herzinsuffizienz diagnostiziert worden. Auch chronische Nierenerkrankungen waren häufiger. All diese Faktoren könnten anstatt der fehlenden Gabe von Metformin das erhöhte Sterberisiko erklären.

Bramante versuchte, diese Verzerrungen zu vermeiden, indem sie in einer Propensity-Analyse nur Patienten mit gleichen Eigenschaften verglich. Danach war kein Vorteil für die Metformingabe mehr erkennbar – mit Ausnahme bei den Frauen. Hier war die Einnahme von Metformin weiter mit einem um etwa 1/4 verminderten Sterberisiko an COVID-19 verbunden (adjustierte Hazard Ratio 0,759; 0,601 bis 0,960).

Ein auf Frauen beschränkter Vorteil von Metformin wäre laut Bramante medizinisch durchaus plausibel. Sie vermutet, dass die protektive Wirkung von Metformin auf einer verminderten Bildung von TNF-alpha und anderen entzündlichen Zytokinen im viszeralen Fettgewebe beruht. Frühere Studien hätten gezeigt, dass Metformin bei Frauen einen stärkeren Einfluss auf diese Parameter hat.

Dennoch wäre es nach Ansicht der Editorialisten Angela Dardano und Stefano del Prato von der Universität Pisa verfrüht, den Einsatz vom Metformin bei COVID-19 auch bei Nichtdiabetikern zu empfeh­len. Zu den Nebenwirkungen von Metformin gehört nämlich eine Laktatazidose, deren Entwick­lung durch eine Hypoxämie begünstigt wird. Eine ebenfalls retrospektive Studie aus China kam zu dem Ergebnis, dass das Risiko einer Laktatazidose bei COVID-19-Patienten erhöht ist.

Klärung kann in dieser Situation nur eine randomisierte Studie bringen. Die Mediziner der Minnesota School of Medicine haben jetzt eine solche Studie geplant. Etwa 70 übergewichtige Patienten mit dokumentierter SARS-CoV-2-Infektion sollen dort auf eine Behandlung mit Metformin oder Placebo randomisiert werden. Endpunkt sind die Veränderungen der Entzündungsparameter, des Albumins und der Viruslast. Erst wenn die Studie hier einen Nutzen von Metformin belegt hat, könnte es zu einer Empfehlung kommen. © rme/aerzteblatt.de

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