Politik
Gesundheitssystem nicht an Belastungsgrenze führen
Freitag, 11. Dezember 2020
Berlin – Die Bundesregierung hat angesichts der hohen Infektionszahlen mit SARS-CoV-2 davor gewarnt, das Gesundheitssystem an eine „Belastungsgrenze“ zu führen. Kritische Stimmen, die darauf hinwiesen, dürften nicht überhört werden, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz heute in Berlin.
Auf eine Frage, ob sie eine Videokonferenz von Bund und Ländern am Sonntag bestätigen könne, sagte sie, sie könne „heute keinen Termin“ ankündigen. Sie verwies aber darauf, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf dem EU-Gipfel gewesen sei, sowie auf Aussagen Merkels vorgestern im Bundestag. Die Kanzlerin habe den „Handlungsdruck“ eindringlich geschildert.
Merkel hatte im Bundestag angesichts weiter steigender Infektions- und Todeszahlen eine Verschärfung des Teillockdowns noch vor Weihnachten verlangt. „Die Zahl der Kontakte ist zu hoch. Die Reduktion der Kontakte ist nicht ausreichend“, sagte sie in der Generaldebatte zum Bundeshaushalt 2021.
Mehrere Ministerpräsidenten der Bundesländer sprachen heute jedoch von einem virtuellen Treffen der Länderchefs mit der Kanzlerin am Sonntag. Eine genaue Uhrzeit wurde dabei nicht genannt.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn setzt sich weiterhin für rasche weitere Beschränkungen nicht nur in einzelnen Regionen ein. Es brauche „ohne Zweifel auch bundesweit einheitlich zusätzliche Maßnahmen – besser früher als später“, sagte der CDU-Politiker heute in Nürnberg. „Wir könnten uns nicht verzeihen, wenn dieses Weihnachten vor allem ein Fest für das Virus würde.“ Das Virus nehme auch „nur bedingt Rücksicht darauf, ob wir alle schon unsere Weihnachtseinkäufe fertig haben oder nicht.“
Spahn verwies auf den neuen Höchststand von 598 Todesfällen binnen eines Tages und mehr als 4.300 Menschen auf den Intensivstationen. Er warb zugleich für stärkeres Mitmachen bei Kontaktvermeidung, Abstand, Masken und Hygieneregeln. Die übergroße Mehrheit der Bürger tue dies aus Überzeugung. Zu viele handelten aber nach dem Prinzip „Erlaubt ist, was nicht ausdrücklich verboten ist.“ Man müsse aber nicht alles ausreizen. Es sei nun „unsere patriotische Pflicht“, zusammenzuhalten und aufeinander Acht zu geben.
Neben nötigem Verzicht in diesen schwierigen Tagen gebe es mit zu erwartenden Impfstoffzulassungen „die Perspektive auf Normalität in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres“, sagte Spahn. Für den Start mit noch kleineren Impfstoffmengen sollen Impfungen in bundesweit mehr als 400 Impfzenten der Länder starten. Mobile Impfteams sollten zudem vor allem in Pflegeeinrichtungen gehen.
Die Zahlen der gemeldeten Coronaneuinfektionen und Todesfälle in Deutschland erreichte heute binnen eines Tages haben einen neuen Höchststand. Die Gesundheitsämter übermittelten innerhalb von 24 Stunden 29.875 neue Infektionen, wie aus Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervorgeht.
Das sind mehr als 6.000 mehr als am Vortag, als mit 23.679 Fällen ebenfalls ein Rekord erreicht worden war. Außerdem meldete das RKI heute mit 598 neuen Todesfällen den zweiten Höchstwert binnen kurzer Zeit. Der bisher höchste Tagesstand von 590 Toten war vorgestern erreicht worden.
In der Tendenz war die Zahl der täglichen Todesfälle zuletzt nach oben gegangen, was nach dem steilen Anstieg bei den Neuinfektionen erwartet wurde. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 20.970.
Beim Infektionsgeschehen gibt es in den Bundesländern weiterhin große Unterschiede. Mit nun 313 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen hat Sachsen den höchsten Wert – vor Thüringen (195) und Bayern (188). Die niedrigsten Werte haben Schleswig-Holstein (68), Mecklenburg-Vorpommern (71) und Niedersachsen (79).
Für ganz Deutschland gab das RKI erneut einen Höchstwert von nun 156 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen an. Zu Beginn des Teillockdowns im November waren es um die 120 gewesen. Bund und Länder wollen erreichen, dass es weniger als 50 werden – so könnten Gesundheitsämter Infektionsketten wieder nachverfolgen.
Insgesamt zählte das RKI seit Beginn der Pandemie 1.272.078 nachgewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2 in Deutschland (Stand: 10.12., 00.00 Uhr). Nach Schätzungen sind rund 942.100 Menschen inzwischen genesen.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht von gestern bei 1,03 (Vortag: 0,99). Das heißt, dass 100 Infizierte rechnerisch 103 weitere Menschen anstecken. Der Wert schwankt seit einigen Wochen um 1 herum und bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. © dpa/afp/may/aerzteblatt.de

Virus personifiziert
(„Wir könnten uns nicht verzeihen, wenn dieses Weihnachten vor allem ein Fest für das Virus würde.“ Das Virus nehme auch „nur bedingt Rücksicht darauf, ob wir alle schon unsere Weihnachtseinkäufe fertig haben oder nicht.“)
Sind wir unmündige Kinder?
Frau Merkel simulierte gar verbale Äußerungen bzw
Denkvorgänge des Coronavirus.
Was passiert da eigentlich?

mein-wille

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