Politik
Drei Viertel der Ärzte wollen sich gegen SARS-CoV-2 impfen lassen
Dienstag, 15. Dezember 2020
Köln – 73 Prozent der Ärzte und knapp 50 Prozent der Pflegenden in Deutschland würden sich zurzeit gegen SARS-CoV-2 impfen lassen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) und der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), deren Ergebnisse dem Deutschen Ärzteblatt (DÄ) vorliegen.
An der anonymen Onlineumfrage nahmen zwischen dem 3. und dem 12. Dezember 2.305 Ärzte und Pflegekräfte teil, von denen die meisten auf Intensivstationen arbeiten. 70 Prozent der Teilnehmenden verfügen über eine Berufserfahrung von mehr als zehn Jahren.
Vergleichsweise niedrig ist die Impfbereitschaft unter dem weiblichen Pflegepersonal. So erklärten etwa 50 Prozent der Ärztinnen und Pflegerinnen, dass sie sich gegen SARS-CoV-2 impfen lassen würden. Eine deutliche Mehrheit der Befragten glaubt, dass die Impfung wichtig zur Eindämmung der Pandemie sei. Knapp 90 Prozent der Ärzte und 75 Prozent der Pflegenden sind dieser Ansicht.
Ängste vor Nebenwirkungen
Die Bedenken bezüglich der Wirksamkeit des neuen Impfstoffs sind gering. Bei vielen Teilnehmern gibt es hingegen Ängste vor Nebenwirkungen und vor Langzeitschäden. Gut die Hälfte der befragten Pflegenden äußern dabei Bedenken bezüglich der Nebenwirkungen; 20 Prozent von ihnen haben starke Bedenken. Bei den Medizinern sind die Sorgen geringer. Knapp 25 Prozent von ihnen haben Bedenken bezüglich der Nebenwirkungen; etwa fünf Prozent haben starke Bedenken.
Etwa 55 Prozent der Pflegenden äußern zudem Bedenken bezüglich der Langzeitschäden; etwa 25 Prozent haben starke Bedenken. Auch hier sind die Sorgen bei den Ärzten geringer ausgeprägt. Etwa 35 Prozent von ihnen äußern Bedenken bezüglich der Langzeitschäden; etwa zehn Prozent haben starke Bedenken. Unabhängig von der Berufsgruppe sind die Bedenken bei weiblichem Personal deutlich höher als bei männlichem.
Keine Langzeiterfahrung
„Trotz der Erkenntnis, dass es ohne eine Impfung nicht zum Verdrängen der Pandemie kommen kann, bestehen insbesondere unter Pflegenden erhebliche Bedenken bezüglich der Nebenwirkungen und der Langzeitfolgen einer Impfung“, kommentierte Christian Karagiannidis, Präsident der DGIIN, gegenüber dem DÄ. „Das Ergebnis der Umfrage drückt die Sorgen vor einem neuen Impfstoff aus, bei dem es noch keine Langzeiterfahrung gibt.“
Aus Sicht der WHO sei eine Impfquote von 60 bis 70 Prozent notwendig, um eine Herdenimmunität zu erreichen. „Aus unserer Sicht sollte die Impfquote beim medizinischen Personal noch höher liegen, um weitere Ausbrüche in medizinischen Einrichtungen zu verhindern, insbesondere eine Transmission des Virus' auf vulnerable Patientengruppen“, so Karagiannidis.
Impfbereitschaft erhöhen
Um die Impfbereitschaft unter medizinischem Personal zu erhöhen, sei es wichtig, intensiv über die Wirkmechanismen des Impfstoffes sowie über Erfolge und Nebenwirkungen aufzuklären, meinte der Präsident der DIVI, Uwe Janssens. Eine breitflächige Aufklärung müsse auch über die Gesundheitsämter und die Betriebsmediziner erfolgen – wenn notwendig in Einzelgesprächen. „Außerdem müssen die Impfangebote niederschwellig und jederzeit verfügbar sein“, forderte Janssens.
Solange die Langzeitwirkungen des Impfstoffes nicht bekannt seien, müsse aber auch eine „reflektierte Unsicherheitskommunikation“ erfolgen. Dabei solle herausgestellt werden, was dafür getan werde, die Unsicherheiten zu reduzieren.
„Das Ziel muss es sein, den Mitarbeitenden im Gesundheitswesen die Vorbehalte gegen eine Impfung gegen SARS-CoV-2 zu nehmen“, sagte Janssens. „Denn die Effektivität der Impfung ist hoch und die auftretenden Nebenwirkungen sind vertretbar und gering.“ © fos/aerzteblatt.de

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