Medizin
COVID-19: Welche Maßnahmen die Erkrankungswelle am ehesten brechen könnten
Mittwoch, 16. Dezember 2020
Oxford – Die Beschränkung von Versammlungen auf weniger als 10 Personen und die Schließung von Bildungseinrichtungen waren während der ersten Welle der COVID-19-Pandemie die wirksamsten nicht-pharmazeutischen Maßnahmen, um die Übertragung von SARS-CoV-2 zu stoppen. Die Verhängung von Ausgangssperren haben nach Modellberechnungen in Science (2020; DOI: 10.1126/science.abd9338) dagegen nur eine geringe Zusatzwirkung erzielt.
Im Frühjahr ist es den meisten Ländern gelungen, die erste Welle der Pandemie zu brechen. Dabei haben die einzelnen Länder unterschiedliche sogenannte nicht-pharmazeutische Maßnahmen (NPI) ergriffen. Mathematiker der Universität Oxford haben die zeitversetzt ergriffenen Maßnahmen in 41 Ländern (überwiegend aus Europa) mit den Erkrankungszahlen in Verbindung gesetzt, um die Auswirkungen von 7 verschiedenen NPI zu berechnen.
Das war natürlich nur bedingt möglich. So haben die meisten Länder Universitäten und Schulen geschlossen, sodass diese beiden NPI nicht zu trennen waren. Es gab auch Faktoren, die in den Berechnungen nicht berücksichtigt werden konnten. Dazu zählten etwa das Tragen von Masken oder die physische Distanz zu Mitmenschen, die stark von der Eigeninitiative und sicherlich auch von kulturellen Gewohnheiten abhängen.
Jan Brauner von der OATML-Arbeitsgruppe („Oxford Applied and Theoretical Machine Learning“) weist darauf hin, dass sich die Ergebnisse nur bedingt als Richtlinie für die derzeitige zweite Welle eignen, sie zeigen jedoch, dass sich die Wirkung der NPI deutlich unterscheiden kann.
Die stärksten Auswirkungen hatte die Beschränkung von Versammlungen auf weniger als 10 Personen. Diese Maßnahme hat die Reproduktionszahl des Virus (Rt) um 42 % (95-%-Konfidenzintervall 17 bis 60 %) gesenkt. Bei einer Beschränkung auf 100 Personen oder weniger ging die Rt um 34 % (12 bis 52 %) zurück. Wenn nur Veranstaltungen von 1.000 Personen oder weniger verboten wurden, sank die Rt nur um 23 % (0 bis 40 %).
Den zweitgrößten Einfluss hatte nach den Berechnungen von Brauner die Schließung von Schulen und Universitäten. Die Rt ging um 38 % (16 bis 54 %) zurück. Die Schließung von Geschäften mit einem hohen Face-to-Face-Risiko (etwa Restaurants, Bars, Nachtclubs, Kinos und Fitness-Center) senkte den Rt-Wert um 18 %, wobei die Effektivität bei einem 95-%-Konfidenzintervall von –8 bis 40 % nicht sicher belegt ist.
Dies gilt auch für die Schließung aller nicht-essenziellen Geschäfte, die den Rt-Wert um 27 % (-3 bis 49 %) senkten. Ausgangssperren („Stay-at-home order“) hatten für sich genommen die geringste Auswirkung auf die Epidemie. Der Rt-Wert sank nach den Berechnungen von Brauner nur um 13 % (–5 bis 31 %).
In allen Ländern wurden mehrere Maßnahmen gleichzeitig ergriffen. Zusammengenommen haben sie den Rt-Wert um 77 % gesenkt. Das hat ausgereicht den R-Wert unter 1 zu senken. Den Berechnungen liegt ein natürlicher R-Wert (das ist die Basisreproduktionszahl von SARS-CoV-2 ohne jegliche Maßnahmen) von 3,3 zugrunde.
Nach den Berechnungen von Brauner könnten 3 Maßnahmen ausreichen, um die zweite Welle zu brechen. Dies wären die Schließung von Schulen und Universitäten, die Schließung von Geschäften mit einem hohen Face-to-Face-Risiko und die Beschränkung von Versammlungen auf weniger als 10 Personen. © rme/aerzteblatt.de

@eugfra & @penangexpag
es gebietet der Anstand anderen die gleichen Freiheiten einzuräumen, die Ihnen ebenso bezüglich der Erstellung von Beiträgen hier gewährt werden. Es steht Ihnen selbstverständlich ebenfalls frei meine Beiträge anzuweifeln, zu verdammen oder auch komplett zu ignorieren.
Mit freundlichen Grüßen
André B.

Kopf einschalten
Wie wärs mal damit, einfach den eigenen Kopf einzuschalten?
Die vielbeschworene "Evidenz" ist nur der eine Teil von Wissenschaft. Der zweite Teil besteht in Plausibilitätsprüfung und einem gehörigen Maß an gesundem common sense.
Wenn sich erweist, dass Schulschließungen und die Beschränkung von Veranstaltungen auf max. 10 Personen eine große Wirkung zeigen, ist doch einigermaßen klar, was zu tun ist.
Das weiß man aber schon nach simplen Gesetzen der Logik.
Man kann in einer Pandemie nicht alles und jedes nach "Evidenz", die hier für Pseudoobjektivität steht, beurteilen. Denn das hieße in vielen Fällen schlicht, man müsste Menschen vorsätzlich infizieren.

Das wäre gar nicht gut.

Mitglied der Leopoldina - Prof. Dr. Esfeld legt nach
"Wissenschaft und Aufklärung in der Corona-Krise" >>> https://www.docdroid.net/pbfbqxt/li-briefing-esfeld-wissenschaft-und-aufklarung141220-pdf

Kein Eindruck, das nennt sich Realität
Es ist nicht mehr nötig hier irgend einen Eindruck erwecken zu wollen, auch wenn das vielleicht die persönliche Wahrnehmung der Autoren darstellt.
Dazu Stand heute: 12,906 Wissenschaftler, 38,916 Ärzte und 700,097 Bürger haben unterschrieben >>>
>>> https://gbdeclaration.org/view-signatures/
Dem gegenüber sehen das scheinbar nur 6,900 registrierte Wissenschaftler und Ärzte anders >>> https://www.johnsnowmemo.com/

All together now ... ein Hit bei den Beatles
"Einer der wesentlichen Gründe dafür ist, dass viele Expertenäußerungen nicht auf Evidenz basieren, nicht abgestimmt werden und daher in ihrer Gesamtheit den Eindruck erwecken, dass es unter den Experten keine einheitliche Auffassung zur Pandemie-Bekämpfung gibt. In besonderer Weise können Mitteilungen kontraproduktiv wirken, die gezielt zum Zeitpunkt der Bekanntgabe von Maßnahmen der politischen Entscheidungsträger lanciert werden und davon abweichende Maßnahmen empfehlen. Sie unterhöhlen das Vertrauen der Bürger in die politischen Empfehlungen in dieser extrem schwierigen Lage und werden von Verschwörungstheoretikern argumentativ genutzt. Durch den Nachdruck, mit dem sie vorgetragen werden, erzeugen sie bisweilen ein großes mediales Echo und überdecken damit die ausgewogenen, konsentierten Empfehlungen beispielsweise der Leopoldina oder der wissenschaftlichen Fachgesellschaften."
Das "hochwissenschaftliche Papier" vom Herbert-Lewin in Berlin unter Beteiligung von Talkshow-Virologen/Experten machte "langzeitig" klar, was so hierzulande passiert ...
https://idw-online.de/de/news760273

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