Medizin
Cystatin C für die Diagnose der chronischen Niereninsuffizienz unter Umständen genauer als Kreatinin
Dienstag, 5. Januar 2021
Ulm – Bislang gilt das Stoffwechselprodukt Kreatinin bekanntlich als ein Hauptmarker für die Nierenfunktion. Wissenschaftler der Ulmer Universitätsmedizin und des Deutschen Herzzentrums der Technischen Universität München haben gezeigt, dass eine auf dem Marker Cystatin C basierende Messmethode genauer sein kann, als die bislang verwendete Messung mittels Kreatinin. Die Arbeit ist in der Fachzeitschrift BMC Medicine erschienen (2020; DOI: 10.1186/s12916-020-01776-7).
Ziel dieser Studie war es, das vergleichende kardiovaskuläre und Mortalitätsrisiko einer chronischen Nierenerkrankung unter Verwendung von Cystatin-C-basierten und kreatininbasierten Gleichungen der glomerulären Filtrationsrate bei Teilnehmern bevölkerungsbasierter und krankheitsbezogener Kohorten zu bewerten.
„Die richtige Klassifizierung – Niereninsuffizienz ja oder nein – ist vor allem beim Screening dieser Bevölkerungsgruppen von Bedeutung, um weniger falsch positiv klassifizierte Personen zu erhalten“, sagte Dietrich Rothenbacher, der das Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Uni Ulm leitet.
Für die Studie haben die Forscher Daten von 80.000 Teilnehmern aus 23 europäischen Kohorten ausgewertet. „Insbesondere die lange Nachbeobachtungzeit von bis zu 20 Jahren liefert besonders verlässliche Ergebnisse“, erläutert Wolfgang Koenig, Oberarzt und Leiter der „Cardiometabolic Unit“ am Deutschen Herzzentrum München.
Die Forschenden konnten laut der Arbeit zeigen, dass eine chronische Niereninsuffizienz ein wichtiger Risikofaktor für weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen und somit für einen frühen Tod ist. „Das Risiko dieser Patienten für Herz-Kreislauf-Komplikationen ist vergleichbar mit dem Risiko eines Betroffenen, der bereits einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall durchgemacht hat“, erläutert Rothenbacher.
Die Abschätzungen der Kreatinin- und Cystatin-C-basierten chronischen Niereninsuffizienz unterschieden sich laut den Wissenschaftlern erheblich zwischen Niedrig- und Hochrisikopopulationen.
„Insbesondere in Niedrig-Risiko-Populationen kann die Verwendung von Cystatin-C-basierter chronischer Niereninsuffizienz zu genaueren Risikoschätzungen führen und einen besseren prognostischen Wert haben“, so die Autoren. © hil/aerzteblatt.de

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