Politik
Spahn lehnt Coronaimpfpflicht für Ärzte und Pflegekräfte weiterhin ab
Mittwoch, 30. Dezember 2020
Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) lehnt eine Coronaimpfpflicht für Ärzte und Pflegekräfte weiterhin strikt ab. „Wir haben immer klar gesagt, dass es keine Impfpflicht geben wird“, sagte Spahn heute vor Journalisten in Berlin. Das gelte auch für den Bereich Pflege und Krankenhaus.
Spahn erneuerte jedoch seinen direkten Appell an Ärzte und Pflegekräfte und alle, die im Gesundheitswesen arbeiten, sich gegen SARS-CoV-2 impfen zu lassen. Er sprach von einer Frage der Vernunft, denn die Impfung sei der Schlüssel raus aus der Pandemie.
Darüber hinaus trügen Ärzte und Pflegekräfte eine doppelte Verantwortung. Wer im Gesundheitswesen arbeite, habe für sich und besonders Verwundbare eine besondere Verantwortung, sagte der Minister. Sie hätten darüber hinaus eine Vorbildfunktion.
Spahn sieht angesichts der hohen Coronatodes- und Infektionszahlen keine Möglichkeit, den aktuellen Lockdown zu beenden. „1.129 Familien werden diesen Jahreswechsel in Trauer erleben“, sagte der CDU-Politiker mit Blick auf die aktuell gemeldeten Todesfälle im Zusammenhang mit Corona.
„Diese Zahlen belegen, wie brutal dieses Virus immer noch zuschlägt.“ Von einer Normalität sei man noch sehr weit entfernt. „Ich sehe also nicht, wie wir in dieser Situation zurückkehren können in den Modus vor dem Lockdown.“
Die Impfkampagne ist aus Sicht von Spahn gut angelaufen. Bislang hätten in den ersten drei Tagen seit dem offiziellen Start in Deutschland mehr als 60.000 Menschen die Immunisierung erhalten. Die meisten Impfungen seien bislang in Pflegeheimen verabreicht worden, sagte er. Die Impfungen müssten nun „bestmöglich und schnellstmöglich“ fortgesetzt werden.
Der Minister räumte ein, dass es zum Start der Kampagne vereinzelt Probleme gegeben habe: „Ja, es ruckelt an der einen oder anderen Stelle“, sagte er. Insgesamt aber sei die „größte Impfkampagne in der Geschichte Deutschlands erfolgreich angelaufen“, sagte Spahn. „Diese Impfkampagne war und ist ein nationaler Kraftakt.“
Die Zahl der gemeldeten Todesfälle hatte heute unterdessen zum ersten Mal die Marke von 1.000 überschritten. Außerdem wurden 22.459 Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Vergangenen Mittwoch (23.12.) waren 24.740 Neuinfektionen und der bisherige Höchststand von 962 Todesfällen gemeldet worden.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte vor den Weihnachtstagen mitgeteilt, dass die aktuellen Zahlen nur bedingt mit den Werten der Vorwoche vergleichbar seien, da es zum Jahreswechsel hin mit einer geringeren Zahl an Tests und auch weniger Meldungen von den Gesundheitsämtern rechnete. RKI-Chef Lothar Wieler sprach davon, dass die hohe Todesfallzahl durch verzögerte Meldungen über die Feiertage zustande gekommen sein könnte.
Wieler richtete seinen Appell an die Bevölkerung, auch im Vorblick auf Silvester. „Trotz der Impfung müssen wir uns in den nächsten Monaten alle weiterhin an die AHA+L-Regeln halten und unsere Kontakte einschränken“, sagte der RKI-Präsident. Er rief dazu auf, nicht zu verreisen, möglichst wenige Menschen zu treffen – und wenn, dann nur dieselben Menschen und im Freien. „Lassen Sie uns dem Virus gemeinsam den Wind aus den Segeln nehmen.“
Es werde noch Monate dauern, bis so viele Menschen geimpft sind, dass auch die Zirkulation des Virus in der Bevölkerung reduziert werde, sagte Wieler. Einerseits müsse der Impfstoff in ausreichender Menge verfügbar sein, andererseits dauere es, das Mittel zu verabreichen. Auch nach der Impfung der ersten Gruppen seien nicht alle geschützt, kein Impfstoff sei perfekt, betonte der RKI-Chef. Es sei zudem unklar, in welchem Umfang die Impfung Ansteckungen verhindern könne. © may/dpa/afp/aerzteblatt.de

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