Politik
Medizinstudium: Amtsarztquote in Sachsen-Anhalt im Gespräch
Montag, 4. Januar 2021
Magdeburg – In Sachsen-Anhalt sollen nach dem Willen der SPD-Minister künftig Studienplätze für angehende Amtsärzte reserviert werden. Sie wolle die Koalition dafür gewinnen, ein bereits bestehendes Programm für Landärzte entsprechend auszuweiten, sagte Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD).
Denn in den Gesundheitsämtern, die derzeit die Bewältigung der Coronapandemie koordinieren, fehlten Mediziner. Wer sich verpflichte, diese Aufgabe nach dem Studium zu übernehmen, könnte über ein spezielles Auswahlverfahren an einen der begehrten Medizinstudienplätze im Land kommen.
Voriges Jahr wurden so bereits 21 Plätze an Nachwuchsmediziner vergeben, die sich verpflichtet haben, nach ihrem Abschluss mehrere Jahre als Landarzt zu arbeiten.
Unterstützung bekommt Grimm-Benne von Wissenschaftsminister und Parteikollege Armin Willingmann (SPD). Die Federführung für ein solches Projekt liege im Gesundheitsministerium, er habe aber großes Interesse, eine solche Amtsarztquote einzuführen, sagte er der dpa.
Es sei möglich, ein entsprechendes Gesetz noch vor der Landtagswahl am 6. Juni zu erlassen. Da die Bewerbungsfrist für das Medizinstudium bis zum 15. Juli laufe, könnten schon für das Wintersemester Plätze für angehende Amtsärzte reserviert werden.
Derzeit ist festgelegt, dass Bund und Länder maximal ein Fünftel aller Medizinstudienplätze für spezielle Zwecke reservieren können. Ein Großteil dieses Kontingents ist in Sachsen-Anhalt schon gebunden – für die Medizinerausbildung der Bundeswehr etwa und für die angehenden Landärzte. Zehn Plätze sind jedoch frei und könnten für die Amtsarztquote genutzt werden, sagte Willingmann. © dpa/aerzteblatt.de

Alter Hut

Erpressung als probates Mittel?
Auf der einen Seite mittlerweile über 100 (!) BewerberInnen pro Medizinstudienplatz in Deutschland (Ärztezeitung 2020 - und sogar in Magdeburg bewerben sich mehr junge Menschen, als Studienplätze da sind, hihi). Auf der anderen Seite ein marodes und unterbesetztes öffentliches Gesundheitssystem mit in vielerlei Hinsicht unattraktiveren Arbeitsplätzen. Das auf dem Rücken von frisch gebackenen AbiturientInnen auszutragen und sie mit dem Lockstoff des Studienplatzes in den öffentlichen Dienst zu zwingen und das Problem so lösen zu wollen ist ideenlos, faul, feige und unfair und setzt die Arbeit im öffentlichen Dienst in ein nur noch schlechteres Licht. (Ohne bessere, bzw. überhaupt eine Chance auf einen Studienplatz würde - von „wollen“ kann ja nicht die Rede sein - eh niemand dort arbeiten.)
Es kann nicht Aufgabe derer sein, die bereit und willens sind, dieses Studium aus völlig individuellen und persönlichen Beweggründen (die sich während der 6 Jahre Studium bei den meisten ganz grundlegend ändern werden) auf sich zu nehmen, ein gesellschaftliches Problem zu lösen, an dem sie nicht schuld sind.
Gleiches gilt mMn gleichermaßen auch für die sog. „Landarztquote“!
Not macht erfinderisch. Aber vielleicht sollte man sich beim berufspolitischen
Erfinden von Lösungen für jahrelang versäumte und vernachlässige Probleme was besseres und anständigeres ausdenken, als von der Not anderer zu profitieren, die zur Zeit des Versäumnis noch nicht mal geboren waren. Gerade wenn man das Wort „sozial“ im Parteinamen stehen hat.

Nachrichten zum Thema



Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.