Politik
Kritik an Klöckners Ernährungsbericht
Freitag, 15. Januar 2021
Berlin – Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) übt scharfe Kritik an dem Ernährungspolitischen Bericht 2020, den Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) gestern vorgestellt hat. „Der Bericht beschönigt, wie schlecht es nach wie vor um die Ernährung der Bevölkerung in Deutschland bestellt ist“, erklärt DANK-Sprecherin Barbara Bitzer.
In dem knapp 60-seitigen Papier erklärt Klöckners Behörde unter anderem das Ziel, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Deutschen nachhaltig verbessern zu wollen. Als Instrumente werden in dem Bericht unter anderem der bereits 2008 ins Leben gerufene Aktionsplan „IN FORM“ sowie eine „hochrangige Arbeitsgruppe unter Leitung der Europäischen Kommission“ genannt. Darüber hinaus solle vor allem auf Aufklärung der Bürger gesetzt werden.
Man verfolge das Ziel des „mündigen Verbrauchers“, den man nicht bevormunden oder eine bestimmte Lebens- oder Ernährungsweise vorschreiben wolle. In diesem Zusammenhang bekennt sich Klöckner auch weiterhin dazu, auf Selbstverpflichtungen der Wirtschaft setzen zu wollen.
2018 hatte sie sich zu diesem Zweck auf eine nationale Reduktionsstrategie für bestimmte Lebensmittelgruppen mit der Industrie verständigt. Bis 2025 sollen die Hersteller schrittweise den Gehalt an Zucker, Salz und Fett in einigen Produkten senken.
Erste Untersuchungen des Max Rubner-Instituts (MRI) hatten zuletzt gezeigt, dass diese bisher nur wenig Verbesserungen erzielen konnte. Trotz einer bereits erfolgten Reduzierung enthielten einige der untersuchten Lebensmittel, darunter auch solche für Kinder, noch einen überproportional hohen Anteil an Zucker, hatte die Bundesbehörde bei der Vorstellung der Ergebnisse im Oktober erklärt.
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„Minimale Reduktionen in einzelnen Produktuntergruppen werden als großer Erfolg dargestellt, während sich im Großen wenig verbessert hat“, kommentiert Bitzer den jetzt vorgelegten Bericht von Klöckner. „Nach wie vor sind etwa Kindercerealien jene mit dem höchsten Zuckergehalt, bis zu 48 Prozent“, so Bitzer, „erneut zeigt sich hier der Grundfehler der Reduktionsstrategie: Die gesteckten Ziele sind viel zu niedrig, weil die Industrie bei ihrer Formulierung zu großen Einfluss hatte.“
In der auf die Vorstellung des Berichts folgenden Parlamentsdebatte am Donnerstag wiesen wie auch schon in der Vergangenheit mehrere Oppositionspolitiker darauf hin, dass spürbare Effekte nur durch verbindliche Maßnahmen wie eine Zuckersteuer und ein Werbeverbot für ungesunde Kinderlebensmittel zu erreichen sei.
„Die Zeit der Freiwilligkeit ist vorbei, weil sie nie gewirkt hat“, erklärte etwa Renate Künast von der Grünen-Fraktion im Bundestag. Auch Bitzer fordert strengere Vorgaben. „Zahlreiche Studien zeigen, dass eine Besteuerung beispielsweise des Zuckergehaltes zu deutlich stärkeren Reduktionen führt. Viele Länder haben bereits entsprechende Maßnahmen ergriffen“, so die DANK-Sprecherin. Auch die DANK plädiere zudem für ein Verbot von an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Produkte. © alir/aerzteblatt.de

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