Politik
Steinmeier und Sozialpartner rufen zu Homeoffice auf
Freitag, 15. Januar 2021
Berlin – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Arbeitgeber und Gewerkschaften haben wegen der Coronapandemie dazu aufgerufen, wenn möglich, zu Hause zu arbeiten. „Wir müssen auch die Kontakte, wo irgendmöglich, am Arbeitsplatz reduzieren. Weniger ist mehr, gerade in diesen Tagen“, sagte Steinmeier heute in Berlin.
Auch die Arbeitswelt solle nicht nachstehen und alle Möglichkeiten nutzen. „Wir brauchen eine gemeinsame Kraftanstrengung für die gesamte Gesellschaft“, sagte der Bundespräsident. Unternehmen, Führungskräfte und Personalverantwortliche sollten es Beschäftigten ermöglichen, im Homeoffice zu arbeiten, forderte der Bundespräsident. Beschäftigte wiederum sollten diese Möglichkeiten nutzen.
„Gehen Sie nicht ins Büro, wenn Sie nicht zwingend müssen“, appellierte Steinmeier. „Jede Fahrt zur Arbeit in der S-Bahn oder im Bus, die vermieden werden kann, hilft.“ Von zu Hause aus zu arbeiten, schütze auch Kollegen oder Mitarbeiter im Gesundheitssystem und andere Beschäftigte, die nicht zu Hause bleiben könnten.
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger sagte, die Betriebe und ihre Belegschaften seien bislang „sehr verantwortungsvoll mit der schwierigen Situation“ umgegangen. „Die Umsetzung von Pandemieplänen, Hygienekonzepten und Arbeitsschutzregeln haben dazu geführt, dass der Arbeitsplatz ein vergleichsweise sicherer Ort ist“, erklärte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. „Dennoch müssen wir jetzt die Kontakte weiter einschränken und die Mobilität verringern.“ Dazu trage Arbeiten im Homeoffice bei, wenn es möglich sei.
Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Reiner Hoffmann, sagte, es komme darauf an, „dass alle Möglichkeiten zur Nutzung von Homeoffice genutzt werden, um das Infektionsgeschehen weiter einzugrenzen und zurückzudrängen“. Beschäftigte in Produktion, Versorgungsbetrieben, Pflege, Krankenhäusern und öffentlichem Nahverkehr seien besonderen Risiken ausgesetzt, weil sie nicht zu Hause arbeiten könnten.
„Solidarität heißt heute Abstand halten, damit Menschen sich nicht infizieren“, sagte Hoffmann. „Wir werden gemeinsam erfolgreich die Krise überwinden, wenn wir zusammenhalten.“
Die Bundesregierung plant weiterhin keine Homeofficepflicht. Derzeit stehe „keine zwingende Regelung auf der Tagesordnung“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert heute in Berlin. Er schloss sich zwar dem Appell von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Ausweitung der Heimarbeit an, betonte aber auch: „Homeoffice ist nicht für jeden Beruf, für jede Tätigkeit geeignet.“
Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums zog in Zweifel, ob eine Verpflichtung wirklich zielführender wäre. Nach ihrer Einschätzung führen Absprachen zwischen den Betroffenen zu einer höheren Akzeptanz. Seibert betonte allerdings auch, dass beim ersten Lockdown im Frühjahr der Homeofficeanteil höher gewesen sei: „Es ist also möglich.“
Berliner Elternvertreter sehen die Forderung nach einer Ausweitung der Arbeit im Homeoffice kritisch. „Homeoffice bedeutet, ich kann keinen normalen Arbeitstag machen, wenn ich gleichzeitig Kinder betreuen muss. Das funktioniert nicht“, sagte etwa die Berliner Vorsitzende des Landeselternausschusses Kindertagesstätten, Corinna Balkow.
Im Homeoffice zu arbeiten, sei angesichts der Pandemielage zwar eine sinnvolle Maßnahme, um Wege einzusparen und Kontakte einzuschränken. Viele Eltern, gerade in beengten Wohnverhältnissen, stelle das aber vor große Probleme. „Homeoffice und Kinderbetreuung ist nicht mit 100 Prozent Arbeitsleistung möglich.“
Deshalb müsse vonseiten der Politik und der Arbeitgeber mehr auf die Bedürfnisse der Familien eingegangen werden, forderte Balkow. Sie schlug etwa zusätzliche Urlaubstage für Eltern vor. Das hätte den Vorteil, dass sie anders als im Fall der bereits vom Bundestag beschlossenen Verdoppelung der Kinderkrankentage pro Elternteil von 10 auf 20 keine Verdiensteinbußen hinnehmen müssten.
Bund und Länder wollen am kommenden Dienstag über mögliche weitere Verschärfungen von Coronabeschränkungen beraten. Dazu gehört nach Angaben des Regierungssprechers unter anderem eine Ausweitung der Arbeit im Homeoffice. © kna/dpa/aerzteblatt.de

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