Politik
Coronaimpfstoff: Pfizer kann zugesagte Mengen vorerst nicht liefern
Freitag, 15. Januar 2021
Berlin – Der Pharmakonzern Pfizer kann nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) in den kommenden drei bis vier Wochen die bereits zugesagte Menge an Coronaimpfstoff nicht liefern. Das sei der EU-Kommission und über diese den EU-Mitgliedsstaaten kurzfristig mitgeteilt worden, teilte das Ministerium heute mit.
Ein Sprecher fügte hinzu, dass die für Deutschland am Montag vorgesehene wöchentliche Lieferung wie geplant erfolge. Grund für die Lieferprobleme sind demnach Umbauten im Pfizer-Werk im belgischen Puurs. Diese dienten nach Angaben des Unternehmens dazu, die Kapazitäten ab Mitte Februar zu erhöhen.
Aus Puurs würden alle Länder der Welt außer den USA beliefert. „Die Gesundheitsministerinnen und -minister von Bund und Ländern nehmen diese sehr kurzfristige wie unerwartete Mitteilung der Kommission und von Pfizer mit Bedauern zur Kenntnis“, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums.
Zuvor hatten norwegische Behörden vor anstehenden Lieferkürzungen gewarnt. „Die vorübergehende Kürzung wird alle europäischen Länder betreffen", erklärte heute das staatliche Gesundheitsinstitut in Oslo. Die Kürzungen würden „ab kommender Woche“ erfolgen.
Unklar ist noch, wie groß die Mengen an Impfstoff sind, die nun vorerst nicht zur Verfügung stehen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und seine Länderkollegen berieten nach Angaben des Sprechers am Nachmittag kurzfristig in einer Schaltkonferenz über die Lage.
Bund und Länder erwarteten, dass die EU-Kommission in den Verhandlungen mit Pfizer schnellstmöglich Klarheit und Sicherheit für die weiteren Lieferungen und Lieferdaten schaffe. „Zugesagt ist in jedem Fall, dass die für das 1. Quartal angekündigten Mengen vollständig im ersten Quartal geliefert werden“, hieß es weiter.
Der EU-Kommission zufolge soll Pfizer zugesichert haben, alle der EU für das erste Quartal zugesagten Dosen von Coronaimpfstoff auch in diesem Zeitraum zu liefern. Dies habe ihr der Unternehmenschef von Pfizer bei einem Telefonat zugesagt, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen heute in Lissabon.
Pfizer betonte heute, dass die Änderungen in der Fabrik zu einer signifikant höheren Anzahl an Impfdosen Ende Februar und im März führen würden. „Unsere Pläne sehen eine gerechte Verteilung im Rahmen der Vereinbarungen mit den Regierungen vor und dass jedes Land seine zugewiesenen Dosen über die Laufzeit des Vertrags erhält, obwohl die geschätzten Mengen in einem bestimmten Quartal möglicherweise angepasst werden müssen.“
Mittelfristig dürften sich die Produktionskapazitäten auch von Biontech verbessern. Darauf lassen zwei Entwicklungen schließen, die ebenfalls heute bekannt wurden.
So hat Biontech die Erlaubnis für den Betrieb seines neuen Werks in Marburg zur Herstellung des Coronaimpfstoffes erhalten. Das zuständige Regierungspräsidium Gießen habe den Betrieb der Anlage genehmigt, teilte heute die hessische Landesregierung in Wiesbaden mit. Über den tatsächlichen Beginn der Produktion entscheide das Unternehmen.
Zudem soll der Impfstoff von Biontech/Pfizer bald auch in Reinbek bei Hamburg produziert werden. Im vergangenen September habe die in Grünwald bei München ansässige Dermapharm AG einen Kooperationsvertrag mit dem Mainzer Wirkstoffhersteller geschlossen, sagte eine Sprecherin von Dermapharm am Freitag.
Seit Oktober laufe die Produktion in Brehna bei Leipzig. Inzwischen sei die Investitionsentscheidung getroffen worden, in Reinbek eine größere Produktion aufzubauen. Das Personal dafür werde bereits rekrutiert und geschult.
Die sogenannte Formulierung des Impfstoffs, die Abfüllung und Verpackung sollen bei dem Unternehmen Allergopharma in Reinbek stattfinden, das zu Dermapharm gehört. „Das dauert noch ein paar Wochen“, sagte die Sprecherin. Zuvor hatte das Hamburger Abendblatt über das Vorhaben berichtet. © dpa/afp/aerzteblatt.de

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