Politik
Spahn will Gesundheitswesen per Digitalisierung leistungsfähiger machen
Dienstag, 19. Januar 2021
Berlin – Aus der Coronapandemie müssten die entsprechenden Lehren gezogen werden, betonte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) heute im Rahmen des Jahreskongresses des Bundesverbands Managed Care (BMC). Dies gelte insbesondere für das deutsche Gesundheitssystem, welches sich insgesamt bewährt habe, aber noch leistungsfähiger und resilienter aufgestellt werden müsse.
Er sei sich in diesem Zusammenhang sicher, so Spahn, dass das Gesundheitswesen im Zuge der Pandemiebewältigung künftig weniger stark als reiner Kostenfaktor begriffen werde. Die Coronapandemie habe deutlich die Bedeutung einer funktionierenden medizinischen Versorgung für das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben aufgezeigt – insofern erwarte er einen „anderen Stellenwert“ als vorher.
Bei der weiteren Optimierung des Gesundheitssystems nehme eine gelungene Digitalisierung die Schlüsselstellung ein. Spahn verwies diesbezüglich auf den Entwurf eines Gesetzes zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege (Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz – DVPMG), mit welchem sich morgen das Bundeskabinett befassen soll. Hiermit werde man viele bereits in die Wege geleiteten Entwicklungen weiter konkretisieren und ausbauen.
Unter anderem ist vorgesehen, die elektronische Patientenakte (ePA) mit weiteren nutzerrelevanten Mehrwerten zu hinterlegen, und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Daten der Versicherten aus digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) über eine Schnittstelle in die ePA übermittelt und dort verarbeitet werden können.
Die DiGA stellten einen Schwerpunkt des BMC-Kongresses dar. Zu den bislang gemachten Erfahrungen rund um das Zulassungs- und Verordnungsprocedere äußerte sich Nora Blum, Co-Founder und CEO der Selfapy GmbH, stellvertretend für die Herstellerseite positiv. Den gesamten Austausch mit den Zuständigen beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfinde sie als äußerst konstruktiv.
Verbesserungspotenziale sieht Blum insbesondere bei der Prüfung von Datenschutz und -sicherheit sowie bei der informierenden Kommunikation mit Ärzten und Psychotherapeuten. Zudem sprach sich Blum für eine „stärker perfomancebasierte“ Preisfindung aus. Hierzu müssten allerdings noch Hürden beseitigt und entsprechende Rahmenbedingungen erarbeitet werden.
Eher skeptisch bewertete Thomas Ballast, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Techniker Krankenkasse, solche Ansätze. Die Behandlungserfolge seien meist multidimensional erzielt, deshalb werde eine genaue Zuordnung schwierig.
Ballast sprach sich alternativ für eine Preisfindung mit Skalierungsmechanismus auf der Ebene der gesamten Krankenkassen aus, um so eine mögliche Kostenexplosion zu vermeiden. Hierzu seien aber noch Vorarbeiten notwendig. Unter anderem brauche man dann Herstellerdaten zu den jeweiligen Download- und Nutzungszahlen. Für die Techniker Krankenkasse allein rechne man bereits für dieses Jahr mit DiGA-Kosten in Höhe eines mittleren einstelligen Millionenbetrages – gelistet sind bislang zehn DiGA. © aha/aerzteblatt.de

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