Medizin
Studie: Antigentests schlagen nur bei höherer Konzentration von SARS-CoV-2 an
Montag, 18. Januar 2021
Frankfurt am Main – Antigentests sind beim Nachweis von SARS-CoV-2 weniger genau als der Gennachweis mit der Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Die Sensitivität steigt jedoch mit der Konzentration der Viren im Abstrich an, so dass hoch-ansteckende Personen vermutlich erkannt werden. In einer vergleichenden Studie im Journal of Clinical Medicine (2021; DOI: 10.3390/jcm10020328) erzielte ein Test, der das Antigen mittels Immunfluoreszenz nachweist, etwas bessere Ergebnisse als die einfacheren und kostengünstigeren Lateral Flow Tests.
Die PCR ist der Goldstandard in der Diagnose von SARS-CoV-2. Die Durchführung ist allerdings zeitaufwändig und wegen der notwendigen technischen Ausrüstung nur im Labor möglich, weshalb die Ergebnisse in der Regel erst nach 1 bis 2 Tagen vorliegen. Der Antigennachweis ist dagegen als Schnelltest möglich, den auch Laien durchführen können.
Es bestehen allerdings Zweifel an der Genauigkeit, was ein Team umSandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt veranlasst hat, die Leistung von vier im Handel befindlichen Tests zu untersuchen. Darunter waren 3 Lateral-Flow-Tests und 1 Mikrofluidik-Immunfluoreszenztest. Das Team untersuchte 100 klinische Proben. Neben der PCR wurde auch die Infektiosität in Zellkulturen ermittelt.
In beiden Vergleichen erzielte der Mikrofluidik-Immunfluoreszenztest tendenziell bessere Ergebnisse. Im Vergleich zur PCR-Reaktion betrug die Sensitivität 50 % gegenüber 24,3 bis 43,2 % bei den 3 Lateral-Flow-Tests. Die relativ geringe Trefferrate könnte auf die niedrige Viruskonzentration in den Abstrichen zurückzuführen sein. Sie lag in den meisten Proben unter 6 log10 Kopien/ml. In den 22 der 100 Proben mit einer höheren Viruskonzentration in der PCR erzielte der Mikrofluidik-Immunfluoreszenztest eine Sensitivität von 100 %. Bei den Lateral-Flow-Tests lag sie zwischen 76,2 und 100 %.
Im Vergleich zu den Zellkulturen, die die Infektiosität der Viren überprüfen, erzielte der Mikrofluidik-Immunfluoreszenztest eine Sensitivität von 82,4 % gegenüber 50 bis 70,6 % in den 3 Lateral-Flow-Tests.
Die Abweichungen von den Angaben der Hersteller, die in der Regel eine höhere Sensitivität für ihre Tests beanspruchen, könnten laut Ciesek verschiedene Gründe haben. So hänge das Ergebnis eines Tests stark von der Entnahmestelle der Probe und der Phase der Infektion ab.
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Die Spezifität der Antigentests wird von den Herstellern mit 100 % angegeben. Auch dieser Wert wird in der Praxis nicht immer erreicht. In einer früheren Studie der Frankfurter Arbeitsgruppe, in der Lehrer 10.836 Tests durchgeführt hatten, war es zu 16 falsch positiven Tests gekommen (0,15 %) (medRxiv, 2021; DOI: 10.1101/2020.12.04.20243410). In der aktuellen Serie gab es 1 falsch-positives Ergebnis bei einem der Lateral-Flow-Tests.
Ein Nachteil des untersuchten Mikrofluidik-Immunfluoreszenztests könnte sein, dass der vorgeschriebene Lysepuffer nicht in der Lage war, die Viren vollständig zu inaktivieren. Dies ist laut Ciesek jedoch eine wichtige Voraussetzung, um Infektionen bei der Handhabung des Tests zu vermeiden.
Trotz der niedrigen Sensitivität ist Ciesek mit den Ergebnissen nicht unzufrieden. In den frühen Phasen der Infektion würden in den Abstrichen in der Regel hohe Viruskonzentrationen nachgewiesen, so dass die Wahrscheinlichkeit hoch sei, die Infektion mit dem Antigentest zu erkennen. Frühe Tests seien wichtig, weil es in dieser Phase zu den meisten Ansteckungen komme. © rme/aerzteblatt.de

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