Politik
Viele Deutsche sehen ihre Gesundheit durch Umweltbelastungen bedroht
Mittwoch, 20. Januar 2021
Berlin – Mehr als ein Drittel (38,7 Prozent) der Deutschen sind der Auffassung, dass Umweltverschmutzung und Umweltschadstoffe die eigene Gesundheit stark oder sehr stark belasten. Mehr als drei Viertel (76,4 Prozent) befürchten, dass in der Zukunft Umweltverschmutzung und Umweltschadstoffe die Gesundheit nachfolgender Generationen beeinträchtigen werden. Das geht aus einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor.
„Die Folgen der verstärkten Umweltbelastungen und die dramatische Veränderung des Klimas bekommen auch die Krankenkassen immer häufiger zu spüren. Herzinfarkte durch Hitze und die hohe Zahl von Atemwegserkrankungen durch Feinstaub mit über 40.000 vorzeitigen Todesfällen jährlich sind in ihrem Ausmaß klare Warnsignale“, sagte Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes.
Die Studienautoren haben die subjektiv erlebten Auswirkungen auf die eigene Gesundheit anhand von drei medizinisch besonders relevante Belastungen dargestellt, nämlich Lärm, Luftverschmutzung und Chemikalien. Lärm wird am häufigsten als belastend erlebt. An erster Stelle steht dabei Straßenverkehrslärm: Ein Fünftel der Befragten fühlt sich dadurch sehr stark oder stark beeinträchtigt.
Luftverschmutzung wird am häufigsten durch Autoabgase erlebt, weniger durch Feinstaub oder Industrieabgase. Bei den Fragen zu Chemikalien im Boden, im Wasser oder in der Nahrung fürchten mehr als 40 Prozent, dass Pestizide in der Landwirtschaft negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
Bei den gesundheitlichen Beschwerden, die mit diesen Umweltbelastungen verbunden werden, nannten die Studienteilnehmer in erster Linie psychosomatische Beschwerden, zum Beispiel Nervosität, Reizbarkeit und Angstgefühle, aber auch Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Atemwegserkrankungen und Magen-Darm-Beschwerden.
Umweltschutz hat für die Menschen in Deutschland laut der Studie über alle gesellschaftlichen Schichten hinweg eine hohe Bedeutung. Die große Mehrheit antwortet auf die Frage „Wie wichtig ist Umweltschutz für Sie persönlich?“ mit „wichtig“ oder „sehr wichtig (87,5 Prozent). Frauen ist das Thema noch etwas wichtiger als Männern (89,3 Prozent versus 85,7 Prozent). Dies gilt ebenfalls für Befragte mit höherer formaler Schulbildung im Vergleich zu Befragten mit einfacher Schulbildung (89,0 Prozent versus 85,3 Prozent).
Für die meisten (78,9 Prozent) gibt es mehrere Umweltthemen, die ihnen Sorgen bereiten: die Wasserverschmutzung (79,0 Prozent), der Klimawandel (78,8 Prozent) sowie Plastik und Mikroplastik in der Umwelt (77,0 Prozent). Auch die Sorge um einen Verlust der Artenvielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt rangiert in der Bevölkerung weit oben (73,8 Prozent).
Drei Viertel der Befragten sind aufgeschlossen, selbst zum Umweltschutz beizutragen. Laut WIdO-Befragung trennen dazu 87,2 Prozent der Befragten Müll, 70,8 Prozent haben ihren Energieverbrauch gesenkt und 59,6 Prozent haben sich für eine umweltfreundliche Art der Fortbewegung entschieden. Als Grund für ihr umweltbewusstes Verhalten stehen der Umweltschutz und der Nutzen für die eigene Gesundheit weit oben.
„Den Bürgern ist der Einfluss von Umweltbelastungen auf die Gesundheit bewusst. Jetzt ist die Politik gefragt“, folgern die Studienautoren Klaus Zok vom WIdO und Kai Kolpatzik vom AOK-Bundesverband. „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, mehr Umweltgerechtigkeit zu schaffen. Alle Menschen brauchen gesunde Lebensbedingungen“, fordern sie. © hil/aerzteblatt.de

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