Politik
Rüffer befürchtet Mängel bei Behandlung von betagten Coronapatienten
Montag, 25. Januar 2021
Berlin – Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Corinna Rüffer befürchtet, dass insbesondere erkrankte Hochbetagte in Pflegeheimen nicht die medizinische Versorgung bekommen, die sie eigentlich bräuchten. Das sagte sie vorgestern dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Rüffer verwies auf die aktuellen Statistiken des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu den Coronatodesfällen. Aus ihnen werde deutlich, dass rund zwei Drittel der Coronaverstorbenen nicht auf einer Intensivstation gestorben seien, sondern zum Beispiel in einem Pflegeheim.
Das könnte darauf hindeuten, dass vor Ort in einer Art Triage entschieden wird, schwer Erkrankte nicht mehr ins Krankenhaus zu bringen, so Rüffer. „Das muss untersucht werden“, forderte die Grünen-Abgeordnete. „Wir brauchen darüber eine öffentliche Debatte.“
Rüffer sagte, denkbar sei zum Beispiel, dass die Krankheit so schnell verlaufe, dass es gar nicht mehr zu schaffen sei, die Patienten ins Krankenhaus zu bringen. Ärzte hätten ihr aber berichtet, dass das eher die Ausnahme sei. Auch hätten Bewohner von Pflegeheimen zum Teil eine Patientenverfügung. Das erkläre aber nicht die hohe Zahl derjenigen, die nicht auf Intensivstationen versterben, sagte die Bundestagsabgeordnete.
„Für mich besteht daher der Verdacht, dass Menschen aus Pflegeheimen keine Chance auf eine intensivmedizinische Behandlung bekommen, weil sie von vorne herein aussortiert werden", sagte Rüffer. „Wenn das zutrifft, würde das im Prinzip bedeuten, dass eine Vortriage in Einrichtungen stattfindet.“
Möglich sei zwar auch, dass Verwandte eine Verlegung in eine Klinik ablehnten aus Sorge, ihre Angehörigen würden dann wegen der dortigen Isolation allein sein und im Zweifel auch einsam sterben.
„Palliativmediziner haben mir berichtet, dass deshalb oftmals statt einer Beatmung eine palliative Sterbebegleitung vorgezogen wird“, sagte Rüffer. „Das zeigt, in welch schlimmem Dilemma sich Angehörige befinden und es stellt sich dann doch die Frage, warum die Kliniken es bis heute nicht schaffen, eine Begleitung durch Angehörige zu organisieren“, sagte sie.
Zudem sei ihr von Einzelfällen berichtet worden, in denen die Angehörigen von der Einrichtung gedrängt wurden, auf eine Einweisung in ein Krankenhaus zu verzichten, fügte Rüffer hinzu. Corona sei in allererster Linie eine Pandemie der alten Menschen. „Diese mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu schützen, wäre die erste Pflicht des Staates gewesen. Dabei hat er bis heute versagt“, so die Grünen-Politikerin. © kna/aerzteblatt.de

Viele der Betagten
"Kein Notarzt, kein Krankenhaus, darf sterben" steht bei mutigen Ärzten schon mal in der Karteikarte dieser Menschen.
Demente Menschen ungefragt einer aussichtslosen, langdauernden Intensivtherapie zu unterziehen, ist menschenunwürdige Quälerei.
Mit wird hoffentlich niemand so etwas antun, meine Patientenverfügung verbietet invasive Beatmung, ECMO und Dialyse!

Werte Frau Rüffer ... einfach mal ein Pflegeheim von innen ansehen ....
Was müssen Angehörige denken, die so etwas lesen, da sie derzeit nicht in die Heime dürften.
Erkundigen Sie sich, wer überhaupt als Corona - Todesfall erfasst wird.
Wir wären alle etwas schlauer, wenn diese Fakten klar bekannt wären. Manchem würde vielleicht ein Licht aufgehen.

Der Begriff Triage trifft nicht zu.
Ein kurzer Blick auf die Definition und die geschichtliche Herkunft des Begriffs "Triage" genügt, um festzustellen, dass hier keine Vergleichbarkeit gegeben ist. Warum das stellvertretende Mitglied im Gesundheitsausschusses Corinna Rüffer diesen Zusammenhang trotzdem herstellt, geht aus dem Artikel nicht klar hervor, doch das Resultat, mindestens eine namentliche Nennung im Deutschen Ärzteblatt, wird den Pressespiegel der Abgeordneten um einen Eintrag bereichern.

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